Olga Tokarczuk eröffnet 6. Schlesisches Nach(t)lesen
Görlitz, 19. März 2014. Die polnische Schriftstellerin Olga Tokarczuk kommt am 29. März 2014 zur Auftaktveranstaltung des "6. Schlesischen Nach(t)lesens" in die Aula des Augustum-Annen-Gymnasiums Görlitz. eröffnen. Die Romane und Erzählungen der niederschlesischen Autorin genießen in Polen wie in Deutschland große Popularität. Schon vor vier Jahren war sie zu Gast im Kulturhaus (Dom Kultury).
Lesungen an zwölf Orten der Görlitzer Altstadt
Ihr Deutsschland-Debüt hatte Tokarczuk mit ihrem Roman "Ur und andere Zeiten" (1996, dt. 2000) und der Erzählung "Der Schrank" (1997, dt. 2000). Seitdem wurden alle ihre Romane ins Deutsche übersetzt, zuletzt "Der Gesang der Fledermäuse" (2009, dt. 2012), aus dem sie in Görlitz lesen wird.
Es ist ihr erster Kriminalroman. Die Hauptfigur, die Ich-Erzählerin Janina Duszejko, ist eine alleinstehende Frau, die ihr Leben schon weitgehend hinter sich hat. Sie lebt in einem kleinen niederschlesischen Dorf auf einer Hochebene im Glatzer Kessel, dicht an der tschechischen Grenze. Eines Tages wird Janinas Nachbar tot aufgefunden: Er ist, wie es scheint, an einem Knochen erstickt. Als aber kurz darauf ein Polizeibeamter in einem Brunnen ertrinkt und noch drei weitere rätselhafte Todesfälle folgen, entwickelt die alte Dame – eine leidenschaftliche Naturschützerin – eine ganz eigene Theorie: Sie behauptet, bei den Verstorbenen würde es sich um Opfer eines mehrfachen Mordes handeln – und bei den Mördern nicht um Menschen, sondern um Tiere.
Olga Tokarczuk (Jg. 1962) hat viele Auszeichnungen erhalten und bei Publikumspreisen nominiert. Ihren Erfolg beschreibt sie so: "Was ich mache, scheint mir ziemlich altmodisch zu sein… Ich habe das Gefühl, dass Menschen in Geschichten denken. Wenn sie sich treffen, erzählen sie einander Geschichten und gerade diese sind das Wichtigste in ihrem Leben. Das Geschichtenerzählen ist meine Stärke."
Beim "Schlesischen Nach(t)lesen“ bietet sich für das Publikum die Gelegenheit, unterschiedlichste Geschichten zu hören, denen der Bezug zu schlesischer Kultur und Geschichte gemeinsam ist. Der überwiegende Teil der Lesungen wird in deutsch-polnischen Paaren vorgetragen, zum Beispiel lesen Pfarrer Dr. Hans-Wilhelm Pietz von der Innenstadtgemeinde und Pfarrer Cezary Królewicz aus Lauban (Lubań) im Moller-Haus. Ines Thoermer, Leiterin der Stadtbibliothek Görlitz und Hochschullehrer Dr. Sławomir Tryc lesen gemeinsam im Lausitz-Museum in Zgorzelec.
Gleich drei der Lesungen verweisen auf ein Thema, das ab Mitte Mai in einer großen Sonderausstellung zum Adel in Schlesien vom Kulturhistorischen und Schlesischen Museum in Görlitz präsentiert wird: Museumsdirektor Dr. Markus Bauer liest im deutsch-polnischen Tandem mit Magdalena Zielińska vom Meetingpoint Music Messiaen aus Dagmar von Gersdorffs Roman über die unerfüllte Liebe zwischen der polnisch-preußischen Fürstin Elisa von Radziwiłł und dem preußischen Prinzen Wilhelm, die sich im Hirschberger Tal mehrmals begegneten.
Dr. Jasper von Richthofen lädt in den Renaissance-Saal im Biblischen Haus ein, wo er aus den Tagebuchaufzeichnungen seines Vorfahren Ferdinand Freiherr von Richthofen lesen wird. Beim Thema "Adel in Schlesien" darf die Familie von Schaffgotsch nicht fehlen. Ihr gehörte der Kurort Bad Warmbrunn (Cieplice Zdrój) im Riesengebirge, der Schauplatz der Lesung aus Isabella Czartoryskas Tagebuch von 1816 ist. Auszüge werden vorgetragen von Elisabeth von Küster und Sławomir Zajączkowski in dessen Pension am Töpferberg in Zgorzelec.
Die Berliner Kinderbuchautorin Else Ury wird gemeinhin mit "Nesthäckchen" verbunden und weniger mit dem schlesischen Riesengebirge. In Krummhübel (Karpacz) hatte sie ein Sommerhaus und dort ließ sie ihren Backfischroman "Hänschen Tunichtgut" spielen, aus dem Stadträtin Gabi Kretschmer im "Zirkus-Laden" in der Neißstraße lesen wird. Eine ganz andere Atmosphäre des Riesengebirges vermittelt Johannes Wüstens Roman "Rübezahl" von 1935, der in der Galerie Brüderstraße passend zur Ausstellung seines graphischen Werkes von Agnieszka Bormann und Maria Pohl deutsch-polnisch gelesen wird.
Evelin Mühle, Leiterin des Städtischen Friedhofs, wendet sich im Hallenhaus am Untermarkt 3 den weniger bekannten schlesischen Wurzeln Vicco von Bülows zu, bekannt als Loriot. Im Nachbarhaus laden das Vino e Cultura und die beiden Schauspielerinnen Sabine Euler und Beata Zygmuntowicz mit Jakob Böhme zu einer deutsch-polnischen Entdeckungsreise ins Theater im Obergeschoß.
Weitere Leserinnen sind Margit Kempgen von der Stiftung Evangelisches Schlesien, Hanna Ilnicka vom Verein interfemina und der Görlitzer Autor Joachim Otto. Wie jedes Jahr beim "Nach(t)lesen" ist Marianne Scholz-Paul dabei, die in schlesischer Mundart "Versl" und Geschichten von Heimatdichtern aufführt.
Ohren auf!
Sonnabend, 29. März 2014, 17.30 bis 23 Uhr,
Auftaktveranstaltung in der Aula des Augustum-Annen-Gymnasiums Görlitz.
Ausführliches Programm der Lesungen!
Auf den Internetseiten des Museums, an den Vorverkaufsstellen und in der Stadt.
Karten kaufen!
Vorverkauf der Eintrittskarten zu fünf Euro im Schlesischen Museum zu Görlitz, im Touristbüro i-vent und in der Schlesischen Schatztruhe auf der Brüderstraße.
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- Quelle: red | Foto: Grzegorz Zygadlo
- Erstellt am 19.03.2014 - 03:07Uhr | Zuletzt geändert am 19.03.2014 - 08:51Uhr
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