Kneipenkultur damals und heute: Ein Streifzug durch die Görlitzer Gastronomie
Görlitz, den 5. Dezember 2024. Frisch auf dem regionalen Buchmarkt ist vor Kurzem ein etwas anderer Tourismus- bzw. Tourenführer erschienen: „Gastronomie im Stadtzentrum von Görlitz, Teil I“. Das Buch ist eine kleine, liebevolle Reminiszenz an die Görlitzer Lokalitätenkultur und eine Anleitung für Touristen und Einheimische, diese zu entdecken. Herausgegeben wird es von Andreas Herda, seinem Sohn Martin Herda und Detlef Stahr, drei Bierliebhabern und Freizeit-Heimatforschern. Es ist das bereits das dritte Buch der drei und es soll nicht das letzte bleiben, wie der Titel erahnen lässt. Etwa 70 ehemalige und noch existierende Kneipen, Restaurants, Weinstuben, Cafés sowie Hotels im Stadtzentrum oder zentrumsnah werden vorgestellt, von denen noch 10 existieren. Aber inzwischen sind eine Unzahl neue entstanden, sodass neben dem Entdeckerdrang nach Historischem auch Hunger und Durst gestillt werden können.
Das Restaurant "Vierradenmühle" an der Neiße
Foto: Arek N., CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons
Eine Rückschau in verqualmte Zeiten
Restaurant & Weinhaus direkt am Flüsterbogen auf dem Untermarkt
Foto: Frank Stecker, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons
Noch vor gut 15 Jahren gehörte für viele zu einem zünftigen Kneipenbesuch nicht nur das Hopfengold und der eine oder andere Kurze, sondern auch der Schmauch in Form von Zigarette, Zigarre und Pfeifchen. Im Jahr 2007 – ja, so lange ist das schon her – wurde vom Freistaat das – Obacht! – „Gesetz zum Schutz von Nichtrauchern im Freistaat Sachsen" beschlossen. Offizieller Hauptgrund sollte der Schutz von Nichtrauchern vor dem Passivrauchen sein, also der Gesundheitsschutz. Wobei dazu augenzwinkernd angemerkt sein soll, dass Besuche einer gastronomischen Einrichtung zum Zwecke der Alkoholeinnahme, egal ob als Raucher oder Nichtraucher, meist nicht aus Gründen der Gesundheitsförderung geschehen. Wie auch immer: Unter Protest wurden die Aschenbecher aus den Räumen verbannt und Raucher vor die Tür oder in extra abgetrennte Zonen gebeten.
Die Bilder scheinen Jahrzehnte alt, aber nach wie vor aktuell: Menschen, die am Stammtisch sitzen, vor sich in der einen Hand ein Bierglas und in der anderen eine qualmende Zigarette. Gibt es das noch? Jawohl, denn laut sächsischem Gesetz müssen Einraumgaststätten, Spielhallen und Diskotheken nicht rauchfrei sein, falls Minderjährige keinen Zutritt und die Raucherräume keine Tanzfläche haben. In Lokalen mit mehreren Räumen darf es abgetrennte Raucherräume geben (Zutritt nur für Erwachsene). Überall gilt eine Kennzeichnungspflicht für Raucherbereiche. Bei geschlossenen Gesellschaften ist Rauchen auf Wunsch des Veranstalters erlaubt.
Von Stammtisch, Rauchverbot und gepflegtem Essen
Für viele traditionelle Stammtische ist es keine Frage: Die Zigarette gehört zur Kneipengemütlichkeit dazu. Wobei diese sowieso meist in eher kleinen Kneipen stattfinden, die nur über einen Raum verfügen. Nämlich über den mit dem Notwendigsten: Tresen, Zapfanlage und Flaschenregal. Zudem gibt es ja inzwischen eine weniger qualmbelästigende Alternative, nämlich die E-Zigarette mit vielen verschiedenen Aromen. Im Übrigen fällt das Dampfen einer E-Zigarette nicht unter das Nichtraucherschutzgesetz, womit es in Gaststätten prinzipiell erlaubt ist. Jedoch hat in diesem Punkt der Wirt Hausrecht und sollte in Nichtraucherkneipen gefragt werden. Davon abgesehen sind auch Nichtraucher oft tolerant und begeben sich durchaus bewusst in höchste Lebensgefahr, wenn der Abend nett, die Musik gut und die Kneipe urig und gemütlich ist. Und das trotz Raucherlaubnis in besagtem Lokal! Außerdem gibt es leistungsstarke Lüftungsanlagen, die für stetige Abluft sorgen und den Rauchgeruch in Grenzen halten.
Die überwiegende Mehrheit der Gaststätten und Restaurants im Land, deren Schwerpunkt auf kulinarischen Angeboten liegt, ist heute rauchfrei. Dies wird von den Gästen nicht nur akzeptiert, sondern häufig auch ausdrücklich begrüßt. Interessanterweise äußern sogar Raucherinnen und Raucher mit einer Zigarette auf dem Tisch, dass sie ihr Essen lieber in einer rauchfreien Umgebung genießen. Auch die Gesundheit und das Wohlbefinden der Angestellten dürften sich durch die rauchfreie Atmosphäre verbessert haben, auch wenn dazu keine statistischen Erhebungen vorliegen. Es ist jedoch anzunehmen, dass die Mitarbeitenden, die früher den ganzen Tag oder Abend im Zigarettenqualm arbeiten mussten, die saubere Luft als Erleichterung empfinden.
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- Erstellt am 29.11.2024 - 11:41Uhr | Zuletzt geändert am 05.12.2024 - 10:46Uhr
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