Fachkräftemangel in Deutschland – die Chance für Quereinsteiger
Görlitz 28. November 2023. Seit einiger Zeit schon künden die Gazetten von einem ausgeprägten Fachkräftemangel in Deutschland. Unternehmen und Gewerkschaften beklagen, dass das Fehlen von qualifiziertem Personal die deutsche Wirtschaft gefährdet, sofern dieser Zustand weiterhin anhält.
Die Bundesregierung hält mit einer Fachkräftestrategie dagegen. Doch auch die Unternehmen müssen reagieren. Arbeitnehmer dagegen können sich derzeit ihren Arbeitsplatz aussuchen. Besonders Quereinsteiger sind gefragt! Unternehmen versuchen händeringend, vor allem Pflegepersonal und IT-Experten online zu finden. Aber auch Firmen aus anderen Branchen befürchten ihren Fortbestand, sofern sich die Situation nicht zum Besseren wendet.
Die Personalabteilungen von Unternehmen greifen immer öfter auf Quereinsteiger zurück!
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Was wird unter Fachkräftemangel verstanden?
Infografik
Foto: Thomas Grotenclos
Ein Fachkräftemangel besteht dann, wenn Unternehmen ihren Bedarf an qualifiziertem Personal auf Dauer nicht mehr decken können. In Deutschland ist das schon seit Jahren der Fall. So beziffert die Bundesagentur für Arbeit die Anzahl von derzeit unbesetzten Stellen auf knapp 800.000.
Sollte sich diese Zahl nicht reduzieren lassen, gehen die meisten Experten davon aus, dass die Wirtschaft erheblichen Schaden nehmen wird. Arbeitssuchende dagegen befinden sich derzeit in der Situation, bei der Suche nach einem adäquaten Job über mehr Entscheidungsfreiheit zu verfügen.
Welche Ursachen hat der Fachkräftemangel in Deutschland?
In Deutschland ist der Fachkräftemangel das Ergebnis der folgenden Prozesse:
Demografische Entwicklung: Seit Jahren schrumpft die Bevölkerung, immer mehr gut ausgebildete Beschäftigte gehen in Rente und weniger neue Arbeitskräfte rücken nach. Derzeit wird das besonders deutlich, weil die bevölkerungsstarke Boomer-Generation (Jahrgänge 1954 bis 1969) in den Ruhestand wechselt.
Früher Renteneintritt und vorzeitiger Ruhestand: Viele Arbeitnehmer arbeiten nicht bis zum gesetzlichen Rentenalter und gehen mit 63 Jahren in den Ruhestand. Spitzenkräfte verabschieden sich teilweise schon Mitte 50 vom Erwerbsleben. Dadurch gehen der Wirtschaft weitere hoch spezialisierte und erfahrene Arbeitnehmer verloren.
Gestiegene Anforderungen und neue Berufe: In den letzten Jahren hat sich die Arbeitswelt entscheidend verändert. Viele traditionelle Professionen verschwinden Schritt für Schritt und neue Berufe kommen hinzu. Zudem steigen die Anforderungen an die Beschäftigten.
Abitur und Studium bevorzugt: Viele Schulabgänger haben sich in den letzten beiden Jahrzehnten für Abitur und Studium entschieden. Es hat sich ein “akademischer Wasserkopf” gebildet. Daher ist der Fachkräftemangel in Lehrberufen überdurchschnittlich ausgeprägt.
Abwanderung aus dem ländlichen Raum: Junge Menschen bevorzugen eine urbane Umgebung. Daher macht sich der Fachkräftemangel besonders stark im ländlichen Raum bemerkbar.
Wie reagiert die Politik?
2022 stellte die Ampelregierung die Fachkräftestrategie* vor. Diese beruht auf den Maßnahmen einer zeitgemäßen Ausbildung und einer gezielten Weiterbildung. Außerdem sollen die vorhandenen Arbeitspotenziale besser ausgeschöpft werden und ein Wandel der Arbeitskultur erfolgen. Überdies soll eine moderne Einwanderungspolitik qualifizierte Arbeitskräfte anlocken. Inwieweit mit diesen Maßnahmen Erfolge erzielt werden, ist erst in Zukunft absehbar.
Was können Unternehmen gegen den Fachkräftemangel tun?
Allerdings benötigen die Unternehmen schon heute mehr ausgebildetes Personal, um die zukünftigen Anforderungen zu bewältigen. Um bei der Rekrutierung auch im internationalen Vergleich nicht abgehängt zu werden, könnten die folgenden Maßnahmen einen entscheidenden Beitrag leisten:
Private Arbeitsvermittler kontaktieren: Neben der staatlichen Agentur für Arbeit haben sich inzwischen eine Vielzahl von spezialisierten Arbeitsagenturen wie beispielsweise gotoitcareer.com etabliert, die sich auf bestimmte Berufe konzentrieren und vornehmlich online spezialisierte Arbeitskräfte vermitteln.
Quereinsteiger einstellen: Quereinsteiger bringen unter Umständen keine berufsspezifische Ausbildung mit, punkten aber mit einem großen Erfahrungsschatz und können nach einer kurzen Einlernphase große Arbeitsbereiche abdecken.
Innerbetriebliche Weiterbildungsmaßnahmen ausbauen: Mit der Stärkung der innerbetrieblichen Weiterbildung wird das Stammpersonal gezielt auf die sich ändernden zukünftigen Anforderungen vorbereitet. Ein solches Angebot stärkt die Motivation, dass Fachkräfte ins eigene Unternehmen wechseln.
Diversität steigern: Bisher werden bei Weitem nicht alle vorhandenen Potenziale an Arbeitskräften genutzt. Firmenkindergärten und familienfreundliche Jobs integrieren Erziehende in den Arbeitsmarkt. Mit der Einstellung älterer Arbeitnehmer profitieren die Unternehmen von deren Erfahrungen.
Behindertengerechte Arbeitsplätze erweitern die Belegschaft um gut ausgebildete Menschen mit Handicap. Viele Migranten besitzen eine vorzügliche Ausbildung, auch wenn diese hierzulande nicht anerkannt wird.
Aufstockung von Teilzeitkräften: Derzeit arbeiten etwa 5 Millionen Arbeitnehmer in Teilzeit. Mit individuellen Maßnahmen kann versucht werden, diese in Vollzeit zu überführen.
Employer Branding stärken: Dabei geht es um die Stärkung der Marke des Unternehmens, um dessen Außendarstellung zu verbessern. Das Maßnahmenbündel setzt sich zusammen aus der Einführung einer offenen Firmenkultur und einer transparenten Kommunikation.
Überdies helfen die Öffnung hin zu flexiblen Arbeitszeitmodellen und Remote-Working sowie eine Ausweitung innerbetrieblicher Vergünstigungen dabei, ein Unternehmen in den Augen möglicher Bewerber interessant zu machen.
Quereinstieg – Chance für den Arbeitnehmer und das Unternehmen
Quereinsteiger galten lange Zeit als unqualifizierte Arbeitskräfte. Unternehmen setzten sie in Jobs ein, für die es keiner besonderen Anforderungen bedarf. So fanden sich Quereinsteiger vornehmlich am Fließband wieder oder wurden für Reinigungsarbeiten oder für Aufgaben im Facility-Management herangezogen.
Inzwischen sind Quereinsteiger unter anderem in der IT-Branche, in der Pflege und in kreativen Berufen gefragt. Denn Quereinsteiger bringen andere Qualitäten mit als Mitarbeiter, die sich in der Ausbildung und im Berufsleben ausschließlich auf eine Aufgabe konzentriert haben:
Quereinsteiger gelten als überaus motiviert
Sie bringen zahlreiche Erfahrungen und Wissen aus anderen Bereichen ins Unternehmen ein und “schauen über den Tellerrand”.
Quereinsteiger gehen unvoreingenommen und mit frischem Blick an eine Aufgabe heran.
Sie sind überaus zielstrebig und häufig zufriedener in ihrer neuen Arbeitsumgebung als gelernte Arbeitskräfte.
Wie können Unternehmen Quereinsteiger rekrutieren?
Damit Unternehmen sich die Dienste fähiger Quereinsteiger sichern können, sollten sie das Recruiting anpassen. So könnte schon in den Stellenanzeigen ein Hinweis enthalten sein, dass ein Quereinstieg kein Hindernis für eine Anstellung ist. Soft Skills wie Flexibilität und Teamfähigkeit treten dabei immer öfter in den Vordergrund.
Die Suche nach Quereinsteigern beginnt meist außerhalb der spezifischen Bereiche, in denen das betreffende Unternehmen tätig ist. Zudem können spezialisierte Arbeitsvermittler ins Recruiting integriert werden, die sich auf Quereinsteiger fokussieren. Heutzutage ist es auch keine Seltenheit mehr, Kandidaten mittels Active Sourcing über Social-Media-Kanäle zu rekrutieren. Außerdem unterstützen Big Data und Künstliche Intelligenz Personalabteilungen bei der Suche nach geeigneten Quereinsteigern.
Die Ansprache sollte dabei zielgerichtet und die Anzeigen nicht zu engmaschig formuliert werden, sodass auch nicht linearen Lebensläufen eine Chance eingeräumt wird. Voraussetzungen, die für einen Jobantritt zwingend notwendig sind, sind hervorzuheben, damit sich die Interessenten darauf einstellen können. Gleichzeitig können innerbetriebliche Weiterbildungsmaßnahmen genau für diese Anforderungen angeboten werden.
Letztendlich ist es von herausragender Bedeutung, Quereinsteiger nicht als Notlösung zu betrachten. Quereinsteiger sind kein “Notnagel” mehr, sondern eine Alternative, um die Belegschaft zu vervollständigen und das Unternehmen zukunftsfähig aufzubauen.
Quereinsteiger – warum sich beruflich neu orientieren?
Die Gründe für einen beruflichen Neuanfang sind vielfältiger Natur. Oft kommt es vor, dass sich Menschen nach dem Schulabschluss in jungen Jahren für einen "falschen" Karriereweg entscheiden. In der Regel führt dieser Umstand beim Arbeitnehmer mit der Zeit zu Unzufriedenheit. Ein Quereinstieg bietet die Chance zu einer beruflichen Neuorientierung, um die innere Balance im Berufsleben und im Alltag wiederherzustellen.
Zudem können gesundheitliche Probleme den Wunsch nach einer neuen Arbeit erwecken. Eine Allergie, Rückenbeschwerden oder ein Burnout führen schnell dazu, dass eine berufliche Tätigkeit nicht mehr ausgeübt werden kann. Über einen Quereinstieg kann in einen Beruf gewechselt werden, bei dem diese Beschwerden keine Rolle spielen.
Schließlich ist es die Digitalisierung und die Automatisierung ganzer Berufszweige selbst, die die Nachfrage nach bestimmten Berufen steigert oder senkt. In vielen Jobs ändert sich das Berufsprofil komplett und macht eine Neuorientierung notwendig.
Vor dem Berufswechsel Klarheit über die eigene Motivation schaffen
Wer sich mit dem Gedanken befasst, den Beruf zu wechseln, sollte seine eigene Motivation gründlich hinterfragen. Ansonsten besteht die Gefahr, dass dieselben Mechanismen, die zur Unzufriedenheit führen, im neuen Job nach einiger Zeit wieder in Gang gesetzt werden.
Dabei ist es wichtig, genau zu unterscheiden, ob der Unwille wirklich durch die Arbeit ausgelöst wurde oder im Privatleben zu verorten ist. Sollte letzteres der Fall sein, ist es sinnvoller, zuerst diesen Ursachen auf den Grund zu gehen und Lösungen zu finden.
Oft sind die Kollegen oder die Chefs der Auslöser, dass sich ein Arbeitnehmer nicht mehr wohlfühlt. Dann gilt es genau zu untersuchen und zu bewerten, ob nicht ein Wechsel des Arbeitgebers statt eines Wechsels des Berufs dazu führt, die innere Balance wiederzufinden. Unter Umständen ist es sinnvoll, die genauen Ursachen über ein Coaching herauszufinden, um entsprechende Lösungswege zu entwickeln.
Als Quereinsteiger den künftigen Arbeitgeber überzeugen
Dabei stellt sich vor allem die Frage, ob der Quereinstieg als Notlösung angesehen wird, um dem alten Beruf zu entfliehen. Oder ist es der neue Beruf selbst, der den Wechselwunsch antreibt?
Arbeitgeber wünschen sich in der Regel Mitarbeiter, die eine hohe Fachkompetenz aufweisen. Auf den ersten Blick ist das ein Nachteil. Doch das Fehlen einer formalen Ausbildung und mangelnde Berufserfahrung kann mit Soft Skills wie Teamfähigkeit, Organisationstalent und vor allem Begeisterung wettgemacht werden. Wer beim Vorstellungsgespräch für die neue Aufgabe brennt und dies auch vermitteln kann, hat die halbe Strecke schon zurückgelegt. Dabei ist es von Bedeutung, die eigenen Ziele zu kennen und beharrlich zu verfolgen.
Sich einen Überblick über geeignete Branchen und Berufe schaffen
Quereinsteiger sollten sich vorab über die infrage kommenden Berufe und deren Anforderungs- und Tätigkeitsprofile eingehend informieren. Im Normalfall können diese Informationen bei einer Berufsberatung der Agentur für Arbeit in Erfahrung gebracht werden. Dabei stehen die folgenden Fragestellungen im Vordergrund:
Welche Branchen setzen bevorzugt auf Quereinsteiger?
Welche Ausbildungen werden besonders nachgefragt, um als Quereinsteiger im zukünftigen Job Erfolg zu haben?
Ist das Gehaltsgefüge im neuen Arbeitsverhältnis zufriedenstellend?
Welche weiteren Vergünstigungen werden vom Arbeitgeber angeboten?
Welche zusätzlichen Qualifikationen sind für den Quereinstieg notwendig?
In welchen Regionen und Städten sitzen die Arbeitgeber, die einen Quereinstieg im jeweiligen Berufsfeld ermöglichen?
Hauptsächliche Berufsprofile für den Quereinstieg
Der Markt für Berufe für Quereinsteiger lässt sich grob in drei Kategorien einteilen:
Tätigkeiten mit umfangreichen Qualifikationen
Ohne den Druck des Fachkräftemangels sind diese Jobs nur mit nachweisbaren Qualifikationen zu erreichen. Derzeit greifen die Arbeitgeber aber bevorzugt auf Quereinsteiger zurück und bilden diese intensiv aus. Darunter fallen Beschäftigungen wie Lehrer in Grund- und Berufsschulen oder für bestimmte Fächer sowie Pflegeberufe.
Jobs, bei denen Soft Skills im Vordergrund stehen
Hierbei handelt es sich um Tätigkeiten im Gastgewerbe und im Transportwesen. Auch Immobilienmakler und Versicherungsvertreter lassen sich darunter kategorisieren.
Ungelernte Tätigkeiten
Diese Jobs sind im unteren Gehaltssegment angesiedelt und besitzen limitierte Aufstiegsmöglichkeiten. Darunter fallen Zeit- und Schichtarbeit sowie Reinigungs- und Security-Aufgaben oder eine Beschäftigung im Call-Center.
Gewünschte Branche kennenlernen
Ist die Entscheidung für einen neuen Beruf gefallen, ist es ratsam, sich mit der Branche und dem Aufgabenbereich intensiver zu befassen. Dafür existieren verschiedene Kanäle. So können Fachmessen und Konferenzen besucht werden, um persönliche Kontakte zu knüpfen. Auch Presseberichte und vertrauenswürdige Informationen im Internet tragen dazu bei, umfangreiches Wissen über eine Branche anzusammeln. Zudem ist es wichtig, ein persönliches Netzwerk zum Thema aufzubauen.
Wie stellt sich der Arbeitsmarkt für Quereinsteiger dar?
Nicht jeder Job ist für Quereinsteiger zugänglich. Dabei handelt es sich um sogenannte geschützte Berufe. Um diese auszuüben, bedarf es bestimmter Voraussetzungen. Üblicherweise sind damit ein Studium und staatliche Prüfungen gemeint, ohne die die Ausübung einer Profession nicht vorgesehen ist. Zwingend vorgeschrieben sind diese Voraussetzungen beispielsweise bei Ärzten und Physiotherapeuten sowie bei Rechtsanwälten und Ingenieuren.
Allerdings gibt es Ausnahmen, besonders dann, wenn der Mangel an Fachkräften in einem Beruf überhandnimmt. Dann senken manche Arbeitgeber ihre Ansprüche die Qualifikation betreffend, damit ihr Bedarf an Arbeitskräften gedeckt werden kann. Das betrifft vor allem Lehrberufe, wo inzwischen auch Anwärter ohne Lehramtsstudium oder Staatsexamen eine Anstellung finden. Dabei ist darauf zu achten, dass die Kriterien zur Einstellung sich von Bundesland zu Bundesland unterscheiden.
Auch Corona hat entscheidende Veränderungen in der Arbeitswelt mit sich gebracht. Das macht sich vor allem in sogenannten systemrelevanten Branchen bemerkbar, in denen die Nachfrage nach Arbeitskräften stark angezogen hat. Dazu werden die folgenden Berufswege gezählt:
Pflege und Gesundheit
Bildung
Sicherheit
Informationstechnologie (IT)
Abfallentsorgung
Pharmaindustrie
Online-Handel
Versorgung (Wasser, Gas, Strom)
Logistik
Handwerk
Vertrieb und Verkauf
Gastronomie
Beispiel IT-Branche
Die IT ist eine junge Sparte, die in Zeiten der fortschreitenden Digitalisierung einem enormen Wachstum unterliegt und die für die wirtschaftliche Entwicklung ganzer Branchen unverzichtbar geworden ist. Daher ist es verständlich, dass sich viele Unternehmen um Quereinsteiger aus der IT-Branche geradezu reißen.
Viele ITler haben sich zudem ihre Kenntnisse auf autodidaktischem Weg angeeignet und besitzen keine offiziell anerkannten Diplome oder Abschlüsse. Sie haben das Programmieren als Hobby begonnen und sind nun positiv überrascht, dass die Nachfrage nach ihrem Know-how derart angewachsen ist. Trotz dieser Vorteile sollten Beschäftigte, die eine feste Anstellung im IT-Bereich anstreben, gewisse Fähigkeiten wie Teamfähigkeit und Kommunikationsvermögen mitbringen. Dann ist es nicht selten der Fall, dass sie die Kompetenzen von Festangestellten übertreffen.
Die Bewerbung als Quereinsteiger
Auch Quereinsteiger müssen einen Bewerbungsprozess durchlaufen. Dieser richtet sich nach den bekannten Verfahren mit den Komponenten Anschreiben, Lebenslauf und Zeugnisse sowie Referenzen. Allerdings müssen Quereinsteiger anders gewichten, um den naturgemäßen Mangel fachlicher Kompetenzen auszugleichen.
Bewerbungsschreiben
Das Bewerbungsschreiben eröffnet den Kandidaten für einen Quereinstieg die Möglichkeit, die eigene Persönlichkeit und die einzigartige Lebenserfahrung zu beschreiben. Es sollte schlüssig begründet werden, warum der Berufswechsel auf der Agenda steht.
Es empfiehlt sich, dabei sehr konkret zu werden, um die Alleinstellungsmerkmale sichtbar zu machen. Überdies ist es dienlich, die eigene Motivation und Begeisterung hervorzuheben, die mit dem neuen Job und dem betreffenden Unternehmen in Verbindung gebracht wird.
Lebenslauf
Aufgrund des tabellarischen Aufbaus bietet der Lebenslauf wenig Chancen, die eigene Lebenserfahrung in ein angenehmes Licht zu rücken. Es sind nüchterne Zahlen und Fakten gefragt. Es wird verlangt, den beruflichen Werdegang und die damit verbundenen Arbeitsverhältnisse chronologisch darzustellen. Da die früheren Jobs aus einer fachfremden Branche kommen, werden sie von den Verantwortlichen in den Personalbüros nur mit mäßigem Interesse zur Kenntnis genommen.
Daher ist es ratsam, die eigenen Soft Skills, die in der Regel branchenübergreifend Gültigkeit besitzen, in den Fokus zu rücken. Besonders gefragt sind dabei digitale Erfahrungen sowie Flexibilität und die Fähigkeit, im Team zu arbeiten. Überdies sind ehrenamtliche Tätigkeiten, absolvierte Fortbildungsmaßnahmen, Praktika und Hobbys hervorzuheben.
Dabei ist es zuträglich, wenn deutlich wird, dass sich in der jüngsten Vergangenheit eingehend mit der neuen Branche befasst wurde. Für Personaler wird damit ersichtlich, dass sich der Kandidat strategisch, zielgerichtet und konsequent auf den Quereinstieg vorbereitet hat.
Referenzen
Während bei branchenerfahrenen Bewerbern die Ausbildung und der berufliche Werdegang für sich sprechen und die erforderliche Kompetenz und Erfahrung schlüssig darstellen, muss der Quereinsteiger auf andere Quellen zurückgreifen, um im Einstellungsprozess zu punkten. Einer großen Bedeutung kommen dabei aussagekräftige Referenzen Dritter zu, um das Vertrauen der Entscheider im Personalbüro zu gewinnen.
Der Schwerpunkt sollte dabei auf Referenzen liegen, die das zukünftige Arbeitsverhältnis betreffen. Als Beispiele dienen die Stimmen der Vorgesetzten oder Ausbilder, bei denen ein Praktikum oder eine Qualifizierungsmaßnahme zur Vorbereitung auf den Quereinstieg absolviert wurde.
Initiativbewerbung
Quereinsteiger befinden sich gegenüber fachinternen Bewerbern bei Unternehmen, deren Mitarbeitersuche sich nicht ausdrücklich auch an Fachfremde richtet, im Nachteil. Die Chance zu einer Festanstellung erhöht sich, wenn Interessierte auf eigene Initiative hin Bewerbungen an das Wunschunternehmen senden, auch wenn keine offizielle Stellenausschreibung vorliegt. Damit können die eigenen Stärken dargestellt werden, ohne dass diese exakt ins Anforderungsprofil passen müssen.
Eine Initiativbewerbung sollte intensiv vorbereitet werden. Dazu gehört, sich über das Wunschunternehmen umfassend zu informieren. Dabei reicht üblicherweise eine einfache Recherche im Internet nicht aus. Es empfiehlt sich, an Online- oder Präsenz-Fachmessen teilzunehmen und Vorträge und Konferenzen zu besuchen. Im Idealfall ergibt sich ein persönlicher Kontakt mit einer Person aus der Führungsebene des Unternehmens, auf die sich bei der Initiativbewegung bezogen werden kann.
Das Anschreiben ist direkt an einen verantwortlichen Ansprechpartner zu adressieren und sollte wenige Gemeinplätze enthalten. Anschaulich und wenn möglich durch überzeugendes Zahlenmaterial unterlegt, sind die eigenen Stärken darzustellen, die für den angestrebten Tätigkeitsbereich nützlich sind. Manche Unternehmen haben inzwischen eigene Bewerbungsportale eingerichtet, auf denen ausdrücklich erwünscht ist, Initiativbewerbungen hochzuladen.
Checkliste für den Quereinstieg
Damit ein Quereinstieg mit Erfolg beschieden ist, bedarf es einer gründlichen Vorbereitung. Deshalb haben wir an dieser Stelle alle zu berücksichtigenden Aspekte übersichtlich zusammengefasst:
Zu Beginn ist zu hinterfragen, worauf sich die eigene Motivation für einen Berufswechsel gründet.
Zudem sind die innere Einstellung und die privaten Lebensumstände zu analysieren.
Eine Liste über die eigenen Stärken und Schwächen wird erstellt.
Verschiedene Berufsprofile, die für einen Quereinstieg infrage kommen, werden recherchiert und analysiert.
Der Beruf, der am besten zur eigenen Persönlichkeit passt, wird für den Quereinstieg ausgewählt.
Über die neue Branche sind so viele Informationen wie möglich zusammenzutragen.
Das Tätigkeitsprofil, das Gehaltsgefüge und die Aufstiegsmöglichkeiten im neuen Beruf sind zu analysieren.
Die eigenen Qualitäten, die dem neuen Job förderlich sind, sollten vertieft werden.
Der Besuch von Messen, Vorträgen und Konferenzen erweitert das eigene Wissensspektrum. Im Idealfall werden wichtige Kontakte geknüpft.
Dasselbe gilt für die Belegung von Praktika, ehrenamtliche Tätigkeiten und Qualifizierungsmaßnahmen, die mit der neuen Branche in Verbindung stehen.
Aktualisierung des Lebenslaufs und der Online-Profile.
Verfassung und Versendung von Initiativbewerbungen.
Fazit
Immer mehr Unternehmen greifen, wenn auch in vielen Fällen gezwungenermaßen, auf Quereinsteiger zurück, um ihre Zukunftsfähigkeit sicherzustellen. Für viele Menschen, die an unbefriedigende Arbeitsverhältnisse gebunden sind, eröffnet dieser Umstand eine große Chance, ihre berufliche Erfüllung zu finden. Da Quereinsteigern in der Regel die fachliche Kompetenz fehlt, müssen sie sich besonders intensiv vorbereiten und ihre Stärken, die für den neuen Job von Vorteil sind, herausarbeiten und entsprechend positiv darstellen.
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- Erstellt am 28.11.2023 - 08:32Uhr | Zuletzt geändert am 28.11.2023 - 12:48Uhr
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