Umweltfreundlichkeit beginnt im Detail

Umweltfreundlichkeit beginnt im DetailGörlitz, 19. Januar 2022. Wo zeigen sich Umweltfreundlichkeit und Nachhaltigkeitsverantwortung? Vor allem dort, wo der Verbrauch von Ressourcen - ob nun Energieträger oder sonstige Rohstoffe - reduziert wird. Dabei ist auch der Verbrauch sogenannter erneuerbarer Rohstoffe, allen voran Holz, durchaus kritisch zu sehen. Generell im Fokus stehen aber energieintensive Prozesse und der Transport, zum Beispiel von Postsendungen und hier wiederum von Briefen.

Abb.: In alter preußischer Pracht und Herrlichkeit präsentiert sich das Postgebäude auf dem Görlitzer Postplatz. Die kleine Birke in der Dachrinne ist sicherlich als Symbol für den allgemeinen "go green"-Trend gedacht
Archivbild: © BeierMedia.de
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Kann der Aufwand für den Postversand zugunsten der Umwelt reduziert werden?

Wer ärgert sich nicht, wenn von einem Absender an einem Tag oder innerhalb weniger Tage mehrere Briefe eingehen, gern versehen mit dem naseweisen Hinweis, das Sortieren und Zusammenstellen der Post wäre teurer als der Einzelversand? Als ob die Kosten der einzige Faktor sind, an dem sich unter Nachhaltigkeitsaspekten ausgerichtet werden sollte.

Beliebt ist der Mehrfachversand vor allem bei Unternehmen und Institutionen, die ihre Kosten eh komplett auf ihre Kunden umlegen, man denke etwa an Krankenkassen und Energieversorger. Soll mit dem Argument, Sortieraufwand zu vermeiden, etwa suggeriert werden, jemand würde am großen Posttisch sitzen und nun Brieflein für Brieflein zuordnen? Wenn – wie man voraussetzen darf – die Post für Bescheide und Rechnungen mit einer Software erstellt wird und zwar in aller Regel voll automatisiert, dann braucht es noch nicht einmal künstliche Intelligenz, um nach weiteren anstehenden Versandzeitpunkten anderer Schreiben zu schauen und diese Schreiben dann in der EDV so zusammenzufassen, dass sie in einem einzigen Umschlag verschickt werden können.

Ausweg elektronische Post?

Natürlich werden die Betroffenen nun darauf verweisen, dass der Kunde ja der Kommunikation via E-Mail und elektronischem Postfach zustimmen könne. Vor allem Banken versuchen damit, ihren Aufwand zu reduzieren. Nur ganz so locker wie oft suggeriert ist das nicht, es gibt durchaus Punkte, die dagegensprechen, etwa:


    • E-Mails müssen nicht ankommen. Wartungsarbeiten und Serverstörungen können dafür sorgen, dass E-Mails unterwegs verlorengehen.

    • Noch immer werden sehr viele E-Mails unverschlüsselt übertragen. Werden gewohnte E-Mail-Eingänge nachgeahmt, können Kriminelle leichter Schadsoftware einschleusen.

    • Wer Dokumente beispielsweise als steuerlich relevante Belege benötigt, diese aber nur elektronisch erhält, muss einem Prüfer gegebenenfalls den Onlinezugang ermöglichen, damit dieser sich von der Echtheit überzeugen kann. Das werden viele nicht wollen.

    • Und es gibt ein mentales Problem: Wer sehr viele E-Mails erhält, für den gilt oft “aus den Augen, aus dem Sinn”, wenn eine eingegangene E-Mail nicht sogar gleich übersehen wird. Das geht schnell, wenn vom Posteingangsserver einzelne E-Mails erst später heruntergeladen werden als jüngere. Bei einem Postbrief ist das anders, der liegt physisch auf dem Tisch.

Druckt der Mailempfänger sein Schreiben auf Papier, kann von Papiereinsparung keine Rede mehr sein, dafür von einem Mehrverbrauch an Energie.

Und der Beförderungsaufwand?

Bleibt noch die Einsparung des Beförderungsaufwands beim Übergang von der Schneckenpost zur elektronischen Post. Der hängt ein Stück weit davon ab, ob ein Brief tatsächlich ab Absender verschickt wird oder ob dieser einen elektronischen Postservice wie ePost nutzt, der eine hybride Briefzustellung ermöglicht: In diesem Fall überträgt der Absender seine Briefe via Internet an den Postdienstleister. Diese druckt, kuvertiert und frankiert und stellt in den Briefkasten des Empfängers zu. Damit entfällt zumindest der Transportweg vom Absender zu einem oder mehreren Briefverteilzentren.

Andererseits wird die Eingangspost in vielen Unternehmen sofort gescannt, um sie dann auf digitalem Wege an die jeweiligen Bearbeiter weiterzuleiten. Ein Beispiel dafür ist die Einführung der eAkte bei der Agentur für Arbeit, wie dieser internen Weisung für den Bereich des Sozialgesetzbuches III und die Familienkassen zu entnehmen ist. Unter Umständen beißt sich dann die Katz’ in den Schwanz: Ein Schreiben wird digital erstellt und zu einem Postdienstleister übertragen, der es druckt und zum Empfänger transportiert, wo es redigitalisiert wird…

Und noch eine Unsitte ist gelegentlich zu beobachten: Spielen Portogebühren keine Rolle, verschicken manche Absender ihre Post gern ungefaltet im DIN A4-Format. 1,60 Euro für den ungefalteten Versand mit der Deutschen Post im DIN C4 Umschlag oder 85 Cent für die gleiche Leistung im DIN lang Umschlag mit zweifach gefaltetem Brief – das ist hier die Frage!

Schäden am Poststück vermeiden

Ärgerlich auch, wenn Post beschädigt ankommt und die Post dazu vielleicht noch einen Portozuschlag erhebt, weil das Versandgut nochmals eingetütet oder neu verpackt werden musste. Wer das vermeiden möchte, sollte generell neuwertige Versandtaschen, Großbriefkartons und stabile Maxibriefe verwenden – auch wenn so manche gebrauchte Versandverpackungen gerade im Privatbereich zur Wiederverwendung reizen. Unternehmen und Institutionen hingegen werden schon aus Imagegründen eher auf neue Verpackungen setzen.

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  • Quelle: red | Foto: © BeierMedia.de
  • Erstellt am 19.01.2022 - 12:04Uhr | Zuletzt geändert am 19.01.2022 - 14:08Uhr
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