Wertgegenstände für jedermann?
Görlitz, 12. November 2021. Von Thomas Beier. Finanztechnisch gesehen sind die aktuellen Zeiten so schwierig wie schon lange nicht mehr, jedenfalls, wenn man etwas Geld übrighat: Die Inflation ist auf einem Höchststand, wie er seit 30 Jahren nicht mehr zu verzeichnen war, die Preise für Energieträger, Rohstoffe, Lebensmittel und anderes mehr schießen in die Höhe. Da fragt sich Otto Normalverbraucher: "Kleiner Mann, was nun?" – und Erika Musterfrau kann nur beipflichtend nicken.
Briefmarken und Münzen: Das Beispiel vom "gemachten Mann"
Es erinnert ein wenig an den Wettlauf von Hase und Igel, wenn die Preise regelmäßig schneller als das Einkommen wachsen. "Das ist der Lauf der Welt, der eine hat den Beutel, der andere hat das Geld…", beginnt ein Gedicht aus Kindertagen – und doch ist es heute anders. Viele, die greinen, "kein Geld" zu haben, verfügen über beträchtliche Vermögenswerte, vielleicht sogar, ohne sich dessen so richtig bewusst zusein.
Dabei kann es doch heutzutage kaum einen besseren Vorteil geben, als Eigentümer von Wertgegenständen zu sein, die nötigenfalls schnell liquidiert, also zu Geld gemacht werden können. In Niedrig- und Nullzinszeiten ist es überhaupt ein interessanter Gedanke, sein Geld in Werthaltiges zu stecken, als es auf dem Bankkonto vermodern zu lassen. Eine Option kann das sein für alle, die dem Aktien- und Wertpapiermarkt nicht trauen und trotzdem nicht zusehen wollen, wie sich die Inflation an ihrem Ersparten bedient.
So weit, so gut – dass alle Theorie grau ist, das zeigt sich, sobald das Geld tatsächlich in Wertgegenstände investiert werden soll. Was kommt infrage? Kunst, Edelmetalle, Oldtimer-Fahrzeuge, Wein? Schnell zeigt sich, dass zwei Faktoren das Engagement des Investors in spe schnell ausbremsen, nämlich der Mindestbetrag, den man aufbringen muss, und der Platzbedarf für das Wertstück oder mehrere davon.
Zum Platzbedarf hinzu kommt noch die Frage der sicheren Verwahrung. Für so manchen sind wertvolle Briefmarken oder Münzen das Nonplusultra, denn sie nehmen nicht viel Platz weg und lassen sich leicht in einem Safe aufbewahren. Außerdem kann man sich solche Objekte Stück für Stück anschaffen. Allerdings sollte man sich in diesem Fall schon etwas in der Welt der Philatelie oder der Numismatik auskennen.
Damit wird deutlich: In dieser Situation ist nicht nur die Geldanlage, sondern auch guter Rat dazu teuer. Aber schließlich liest man ja den Görlitzer Anzeiger, um zu erfahren, was woanders vielleicht nicht in der Zeitung steht.
Vor dem Kauf von Wertgegenständen den Ankäufermarkt testen
Regel Nummer Eins: Ohne eigenes Wissen zu Sache sollte man kein Geld investieren, selbst wenn ein Berater womöglich noch so warmherzig eine bestimmte Geldanlage empfiehlt. Also heißt es erst einmal, sich mit den Märkten vertraut zu machen.Sich dabei an Verkaufsangeboten etwa für Oldtimer oder Kunst, Schmuck und Edelmetalle, Briefmarken oder Münzen zu orientieren, das liefert schnell ein verzerrtes Bild, denn wer verkaufen möchte, steigt erst einmal hoch ein, getreu der Regel: Nachgeben im Preis kann man immer, umgekehrt wird es schwierig.
Zu einer realistischeren Marktbewertung dürfte man gelangen, wenn die Ankaufpreise verglichen werden. Allerdings muss man in Märkten, die von individuellen Einzelstücken – oder auch ganzen Sammlungen – repräsentiert werden, in aller Regel etwas zu verkaufen haben, um ein Angebot dafür zu bekommen.
Also heißt es erst einmal zu schauen, was man vielleicht noch im Schrank liegen hat. Oft ist das eine Briefmarkensammlung oder eine Schatulle mit Münzen. Da wäre es schon interessant zu wissen, was das heute wert ist. Selbst "DDR"-Stücke können heute gutes Geld bringen. Wie man Briefmarken und alte Münzen verkaufen kann, bekommt man schnell online heraus.
Tipp:
Während bei Schmuck oftmals vor allem der Materialwert im Mittelpunkt steht, spielen bei Münzen – und selbstverständlich bei Briefmarken nahezu ausschließlich – die Rarität und der Sammlerwert eine wichtige Rolle. Bewertet wird außerdem der Erhaltungszustand.
Mentale Fallen
Wer nun auf Wertgegenstände als Geldanlage setzt, muss allerdings wirklich merkantil agieren und sich vor zwei mentalen Fallen hüten: Etwas zu kaufen, nur weil es gefällt, und etwas nicht mehr verkaufen zu wollen, weil man zu sehr daran hängt.Wie es in der wertorientierten Sammlerwelt zugeht, zeigt ein zu "DDR"-Zeiten als schrullig belächelter Freund: Der war schon damals nicht nur scharf auf den Krügerrand und andere Münzen, sondern sammelte auch Briefmarken – und zwar in Mengen. Die ganz offenbar ziemlich wertlosen Exemplare bündelte er in stundenlanger Arbeit mit Zwirnsfaden in Pakete, weil er wusste: Die Menge macht’s. Heute ist er "ein gemachter Mann".
Kulturzuschlag:
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- Quelle: Thomas Beier | Fotos: © BeierMedia.de
- Erstellt am 12.11.2021 - 09:11Uhr | Zuletzt geändert am 12.11.2021 - 10:14Uhr
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