Falsches Hausfrauenglück

Falsches HausfrauenglückGörlitz, 11. Mai 2021. "Wenn alles glänzt, freut sich die Hausfrau", so lautet ein Klischee aus alten Tagen. Davon abgesehen, dass die Rollenzuweisung als Hausfrau obsolet ist, liegt das zweite Problem der Aussage in "alles glänzt". Eine kleine Putzkunde für begeisterte Putzteufelinnen und Putzteufel.

Abb.: Lochfraß-Korrosion in einem Edelstahltopf, eine Folge falscher Reinigung
Foto: © BeierMedia.de
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Metallische Oberflächen in der Küche mit Vorsicht behandeln

Wer in der Küche etwa Töpfe und Pfannen oder andere metallische Oberflächen mit zuviel Inbrunst putzt, macht – trotz guten Willens – unter Umständen richtig Schaden. Die wichtigsten Oberflächen – Edelstahl, Kupfer, Aluminium und Stahl – hat der Görlitzer Anzeiger einmal näher betrachtet.

Töpfe und Küchengeräte aus Edelstahl

Edelstahl dürfte heutzutage in der Küche – zumindest auf den Herd – das verbreitetste Metall sein und kommt zudem überall dort zum Einsatz, wo höchste hygienische Ansprüche erfüllt sein müssen wie etwa im Krankenhaus, wo medizinische Mehrwegartikel im Steckbeckenspüler aus Edelstahl gereinigt und desinfiziert werden. Die guten Reinigungseigenschaften des Edelstahls, wozu seine Hitzefestigkeit und eine weitgehende Beständigkeit gehören, machen das Material auch in der Küche beliebt. Aber Edelstahl ist empfindlicher als viele glauben.

Zunächst ist da die Legende vom "rostfreien Stahl". Wirklich rostfrei ist kein Edelstahl, gemeint ist vielmehr eine andere Eigenheit: Beträgt der Chromanteil im Stahl mindestens 13 Prozent, dann bildet sich durch den in der Luft enthaltenen Sauerstoff an der Oberfläche eine hauchdünne Schicht aus Chromoxid, den den darunterliegenden Stahl schützt. Deshalb ist es wichtig, dass Edelstahloberflächen stets Luftkontakt haben und nicht etwa durch Überlappungen daran gehindert werden.

Es ist einleuchtend, dass die Schutzschicht des Edelstahls nicht zerstört werden darf – allerdings geschieht das in vielen Haushalten tagtäglich. So gehören Edelstahltöpfe – auch wenn sie als spülmaschinengeeignet ausgewiesen sind – möglichst nicht in den Geschirrspüler. Ein absolutes "No go!" gibt es für alle, die mit Topfkratzern oder scheuernden Putzmitteln zu Werke gehen möchten. Fehl am Platze sind unter anderem auch chloridhaltige Reinigungsmittel, wie sie im Sanitärbereich beliebt sind. Für die Reinigung ist normales Spülmittel völlig ausreichend, auch alkohol- oder acetonhaltige Reinigungsmittel können eingesetzt werden.

Wer Edelstahl immer wieder mit den falschen Reinigungsmitteln behandelt, erkennt das man Lochfraß: Kleine Löcher, die aussehen wie winzige Blüten, in der Schutzschicht, von denen ausgehend der Edelstahl korrodiert. Zudem kann Edelstahl aus weiteren Gründen rosten, etwa wenn das Gefüge durch die Hitzeeinwirkung beim Schweißen zerstört wird oder er in feuchter Umgebung mit Kupfer in Berührung kommt: Kupfer hat eine höhere Elektronegativität als Eisen und Chrom, weshalb die beiden letztgenannten Elemente dann in Lösung gehen. Was für den Edelstahl unter bestimmten Umständen ein Risiko ist, wird an anderer Stelle für den Korrosionsschutz ausgenutzt, etwa bei der Opferanode in Wasserboilern aus Stahl.

Wer Kochtöpfe aus Edelstahl benutzt, sollte unbedingt den Hinweisen der Hersteller folgen. So verlangen manche Hersteller, die Töpfe zuerst mit Öl einzubrennen, was man unbedingt beherzigen sollte.

Traditionell in der Küche: Kupfer und Aluminium

Auch andere Metalle bilden natürliche Schutzschichten, deren regelmäßige Entfernung kontraproduktiv wirkt. Beim Kupfer ist es die Patina, den dem Material ein dunkelbraunes Aussehen gibt, in intensiver Ausprägung leuchtend grün. Die grüne Ausprägung wird gern mit dem giftigen Grünspan verwechselt, der das Kupfer zudem zerstört. Grünspan entsteht jedoch nur, wenn Essig im Spiel ist. Im Haushalt muss man sich überlegen, ob man die dunkle Patina zulässt oder immer wieder poliert, wenn man den Glanz nicht durch einen Lacküberzug konservieren will oder kann.

Die Schutzschicht aus Aluminiumoxid, mit der sich Aluminium an der Luft überzieht, sollte man grundsätzlich belassen. Zwar führen Poliermittel zu schönem Glanz, aber der verschwindet schnell wieder. Pfiffige Hausleute schwören auf schonendere Methoden und Tricks mit Backpulver und Ketchup. Wer viel poliert, schädigt bei Aluminium die Substanz; bunt eloxiertes Aluminium, wie es früher in Mode war, darf nur schonend mit Spülmittel gereinigt werden – ein Geschirrspüler würde die Oberfläche zerstören!

Tipp: Saure Lebensmitteln wie Sauerkraut, Tomaten oder mit Zitrone angerichtete Speisen können Aluminium anlösen und sollten deshalb nicht in Aluminiumtöpfen oder -folie aufbewahrt beziehungsweise erhitzt werden.

Die Wiederentdeckung: Pfannen aus Stahl

Stahl, umgangssprachlich Eisen genannt, tritt als unterschiedliche Legierungen in Erscheinung, wie etwa der erwähnte Edelstahl. Im Haushalt spielen die "Eisenpfanne" aus Stahlblech und die "Gusseisenpfanne" aus, wie der Name schon sagt, Gusseisen eine Rolle und werden von vielen den antihaftbeschichteten Varianten vorgezogen. Bei richtiger Pflege – auch hier ist das anfängliche Einbrennen mit Öl wichtig – halten diese Gerätschaften über Generationen. Müssen Sie abgewaschen werden, dann nur im warmen Wasser mit etwas Spülmittel. Auch hier gilt: Keinesfalls Schrubben oder Kratzen!

Emaillierte Stahltöpfe sind, vielleicht zu Unrecht, im Aussterben begriffen. Am ehesten ist ihnen noch als Gänsebräter oder Auflaufformen zu begegnen. Unter Liebhabern sind schöne alte Stücke, etwa Einkochtöpfe, immer wieder begeht. Auch hier ist sanfte Reinigung mit Spülmittel angesagt, hartnäckige Verschmutzungen lassen sich bei unbeschädigten Oberflächen nach längerem Einweichen entfernen.

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  • Quelle: TEB | Foto: © BeierMedia.de
  • Erstellt am 11.05.2021 - 08:34Uhr | Zuletzt geändert am 19.09.2022 - 09:41Uhr
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