Mehr Breitband-Internet im Landkreis Görlitz
Landkreis Görlitz, 8. Oktober 2020. Der Eingang der endgültigen Fördermittelbescheide von Bund und Freistaat war gestern die Voraussetzung für den Görlitzer Kreistag auf seiner Sitzung Landrat Bernd Lange zu ermächtigen, für den weiteren Ausbau des schnellen Internets die Zuschläge für die Lose im Cluster 10 Nord und Cluster 10 Süd zu erteilen. Im Cluster 10 werden die Kommunen Beiersdorf, Ebersbach-Neugersdorf, Großschönau, Großschweidnitz, Herrnhut, Jonsdorf, Kottmar, Lawalde, Markersdorf, Oderwitz, Ostritz und Rietschen / Rěčicy zusammengefasst.
Reservekapazitäten für bereits vorhandene Anschlüsse
Die Fördermittelgeber, deren Gelder den Breitbandausbau für Privatunternehmen wirtschaftlich machen, sind – basierend auf einem Beschluss des Deutschen Bundestages – das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur, die Bundesförderung Breitband und das Sächsische Staatsministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr. Mit den Fördermitteln können nun diese Arbeiten ausgeführt werden:
- Cluster 10 NORD, Los 1 und 2
In Markersdorf und Rietschen wird die Netcommunity GmbH die Ausbauarbeiten durchführen, nachdem mit den Fördergeldern nun eine Wirtschaftlichkeitslücke von rund 14,5 Millionen Euro geschlossen wurde.
Für ca. 240 Kilometer Glasfaserkabel werden ungefähr 85 Kilometer Tiefbau und zirka 330 Kilometer Leerrohre benötigt. Erschlossen werden 490 sogenannte weiße Flecken. Hinzu kommen ungefähr 860 Adresspunkte, die an der Kabeltrasse vorbereitet werden. Nach Projektstart soll alles binnen 30 Monaten fertig sein. - Cluster 10 SÜD, LOS 1 und 2
In den Gemeinden und Städten Beiersdorf, Ebersbach-Neugersdorf, Großschönau, Großschweidnitz, Herrnhut, Jonsdorf, Kottmar, Lawalde, Oderwitz und Ostritz hat die ENSO den Zuschlag für den geförderten Breitbandausbau erhalten. Die Wirtschaftlichkeitslücke, die hier mit Fördermitteln gestopft wird, liegt bei zirka 31 Millionen Euro.
Damit nahezu 400 Kilometer Glasfaserkabel unter die Erde kommen, müssen rund 180 Kilometer Gräben ins Erbreich gezogen und rund 770 Kilometer Leerrohre verlegt werden. Erschlossen werden sollen damit 710 weiße Flecken. Außerdem werden rund 1.930 Adresspunkte am Kabelstrang vorbereitet. Hier soll die Umsetzung höchstens 44 Monate dauern.
Reservekapazitäten
Damit bereits jetzt internetversorgte Kunden später auf mindestens 30 Megabit pro Sekunde Datenübertragungsgeschwindigkeit setzen können, kann ein sogenannter Vortrieb auf Basis von Reservekapazitäten erfolgen. Das heißt: Neben den insgesamt ungefähr 1.500 sogenannten weißen Flecken werden rund 2.800 Adresspunkte an der geförderten Trasse zusätzlich für einen Glasfaseranschluss vorbereitet.Mehr:
https://digitaler.landkreis.gr/
Kommentar:
Nicht nur für Unternehmen, sondern auch für viele Bürger ist der Anschluss ans wirklich schnelle Internet überlebenswichtig, eröffnet er doch den Zugang nicht nur zu Informationen und Datenaustausch, sondern auch zu Entertainment vom Feinsten. Für bis zu reichlich dreieinhalb Jahre heißt es in den Kommunen des Clusters 10 jedoch erst einmal: Geduld. Diese wenigen Jahre – das sind auf einem Gebiet, auf dem sich Technologien rasend schnell entwickeln, eine lange Zeit. Gestern projektiert, heute umgesetzt und morgen veraltet, das ist das Risiko. Wer erinnert sich nicht an das erste in Görlitz für die Telefonie verlegte Glasfasernetz auf Basis der OPAL-Technologie? Mit diesem Netz wäre seinerzeit ein DSL-Anschluss nur zu astronomisch hohen Kosten möglich gewesen; erst heute könnte es dank der GPON-Technologie für das Internet genutzt werden.
Jetzt muss man auf den neuesten Mobilfunkstandard 5G schauen, immerhin ist die Lausitz eine der bundesweit fünf Modellregionen. 5G soll laut Deutscher Telekom beim Nutzer realistische 10 Gigabit pro Sekunde bereitstellen, eine Glasfaseranschluss, wie er jetzt verbuddelt wird, schafft gerade mal 0,1 bis 1 Gigabit pro Sekunde. Allerdings hinkt dieser Vergleich zwischen Glasfaseranschluss und modernstem Mobilfunk, nicht zuletzt muss gefragt werden: Was ist der Privatnutzer bereit, für hohe Datenübertragungsgeschwindigkeiten zu zahlen? Schon jetzt zeigt sich, dass angesichts der Gebühren oftmals eine relativ langsame Übertragungsgeschwindigkeit plötzlich ausreichend ist.
Einen Vorteil könnte der 5G-Ausbau als Kollateralnutzen bringen: Eine von der TÜV Rheinland Consulting GmbH im Auftrag der Wirtschaftsregion Lausitz GmbH realisierte Studie empfiehlt "eine bessere Abstimmung und Zusammenarbeit der Netzbetreiber, um die 4G-Netzabdeckung durch gemeinsame Nutzung von Infrastruktur bzw. Funktechnik zu verbessern – als Voraussetzung für 5G". Allerdings werden schon in der Überschrift des Beitrags neben den Chancen der 5G-Technologie auch Risiken für die Lausitz eingeschlossen: Eine unbedachte Formulierung? Im Text werden Risiken jedenfalls verneint.
Auf denen Fall hat der Gedanke, in den endlosen Weiten des Landkreises Görlitz statt auf Kabel konsequent auf Funk zu setzen, einen gewissen Charme. Ein kompletter LTE-Ausbau – oft nicht ganz korrekt gleichgesetzt mit dem Mobilfunkstandard 4G – kann, auch wenn sich mehrere Teilnehmer den Zugang teilen müssen – abgesehen von den Versprechungen der Anbieter, die gern das theoretisch mögliche Mehrfache betonen – über Maximalgeschwindigkeiten realisitische 100 Megabit pro Sekunde bereitstellen, ein für viele Privatanwender völlig ausreichender Wert. Und auf der Website der CHIP Digital GmbH kommt Anzela Minosi am 31.12.2019 zum Schluss. "In der Praxis sind Glasfaser-Anschlüsse nur geringfügig schneller als LTE- oder VDSL-Verbindungen." Chapeau! Allerdings verweist sie auch darauf, dass es sich bei Glasfaser wohl um die Übertragungsart der Zukunft handelt.
Für welche Technologie sich der Privatnutzer auch entscheidet: Der Politik muss man zugute halten, dass sie mit dem geförderten Breitbandausbau dem Ruf nach leistungsfähigen Breitbandanschlüssen gefolgt ist,
meint Ihr Thomas Beier
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- Quelle: red | Kommentar: Thomas Beier
- Erstellt am 08.10.2020 - 08:01Uhr | Zuletzt geändert am 22.09.2021 - 14:35Uhr
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