Datenrekonstruktion von SSD Festplatte
Görlitz | Kaiserslautern, 22. September 2016. Vor allem in mobilen Computern gelangen immer öfter SSD (Solid State Drive bzw. Disk) Laufwerke zu Anwendung. Im Gegensatz zu herkömmlichen Festplattenspeichern gibt es hier keine mechanischen Bauelemente mehr, die SSD-Laufwerke funktionieren im Grunde wie ein riesiger USB-Speicherstick. Genau wie jene werden sie auch als mobile Datenspeicher eingesetzt, die je nach Bedarf an unterschiedliche Geräte angeschlossen - angedockt - werden. Gehen auf einem SSD Speicher Daten verloren, erfordert die Wiederherstellung ganz andere und teils weit kompliziertere Strategien. Von einem Beispiel berichtet die CBL Datenrettung GmbH aus Kaiserslautern.
Filmmaterial "futsch" - CBL Datenrettung macht ihrem Namen Ehre
In der Filmstadt Görlitz haben viele sicher ein gutes Gespür dafür, wie es ist, wenn aufwändige gedrehte Szenen, teils mit dutzenden Komparsen, endlich "im Kasten" sind - und dann auf die Daten der Videoaufzeichnung nicht mehr zugegriffen werden kann. Genau dieses Problem hatte unlängst eine auf auf Foto- und Filmdokumentationen für Unternehmen spezialisierte Agentur: Auf einer SSD-Festplatte gespeicherte anspruchsvolle Aufnahmen, die wegen schwierig erlangter Drehgenehmigungen und hoher Reisekosten nicht wiederholt werden konnten, waren zerstört. Dem zunächst beauftragten Datenretter war es nicht gelungen, die Daten wiederherzustellen. Letzte Hoffnung war das Angebot der CBL Datenrettung, sich eine Zweitmeinung einzuholen. Mit Erfolg: Den Kaiserslauterner Datenrettern von CBL gelang, was vermeintlich unmöglich war.
Vorgeschichte des Datenverlusts
Bis heute gibt es keinen Nachweis, auf welche Weise die Videoaufzeichnung von der SSD "verschwunden" war, weder Bedien- noch Softwarefehler lassen sich ganz ausschließen. Für den Geschäftsführer der Filmproduktionsfirma aus Niedersachsen, der nicht genannt werden möchte, war das auch nicht so wichtig, er brauchte die Daten, um einen enormen finanziellen und Imageverlust zu vermeiden.Sein Problem verschärfte sich, als die SanDisk Extreme PRO 960 mit den dringend benötigten Aufnahmen gerade von einem der Marktführer der Datenrettungsbranche zurück geschickt worden. Dieser Dienstleister konnte jedoch nur unstrukturierte Fragmente bis maximal zwei Gigabyte Größe von der SSD wiederherstellen, die für das Filmprojekt nicht verwendbar waren.
Dabei hatte das Filmteam seinen Job gut gewuppt, nach umfangreicher organisatorischer und Reisevorbereitung waren erstklassige Aufnahmen gelungen. Das hochwertige, zu 4K auflösende (viermal höher als Full HD) Kamerasystem Atomos Shogun funktionierte tadelos, hatte sich wieder bewährt, auf dem Monitor sah das Footage - das ungeschnittene Material - hervorragend aus. Die Atomos Shogun speichert die Aufnahmen auf auswechselbare SSDs als "digitale Filmrollen". Die Speicherplatten werden von den Filmleuten im konkreten Fall anschließend über die Thunderbolt 1-Schnittstelle an einen Mac mit OSX 10.11.4 angeschlossen, wo der Filmschnitt mit Final Cut Pro erfolgt. "Probleme gab es dabei nie", versicherte der Geschäftsführer.
Zweitmeinung führte zur Rettung
Doch nun, nachdem der erste Datenrettungsversuch nur zu Datenfragmenten geführt hatte und damit letztlich gescheitert war, hatte er ein echtes Problem: Er konnte nicht liefern und musste das seinem Kunden mitteilen. Der Filmer zögerte und suchte noch einmal im Internet nach einer Lösung - zum Glück.Hier stieß er auf einen Bericht Internet über eine Datenrettung von Filmmaterial des Norddeutschen Rundfunks durch die CBL Datenrettung GmbH in Kaiserlautern. Was er auf der CBL- Webseite fand, ließ ihn neue Hoffnung schöpfen: Mehr als 20 Jahre Erfahrung in der Datenrettung, kostenlose Diagnose und vor allem die "keine Daten – keine Kosten"-Garantie ermutigten ihn, bei den Datenrettungs-Profis im deutschen Labor der weltweit tätigen kanadischen CBL Data Recovery Technologies anzurufen.
Diesem Donnerstag, den 9. Juni 2016, wird der Geschäftsführer wohl nicht so schnell vergessen. Am Telefon erfuhr er, dass die Spezialisten von CBL erst kürzlich einige Durchbrüche in der Entwicklung von Methoden zur SSD-Datenrettung gemacht hatten. Sie wollten sich den Fall auf jeden Fall ansehen - für den Kunden wie immer kostenlos (die eigentliche Datenrettung wird erst beauftragt, wenn CBL nachweist, ob und welche Daten wiederhergestellt werden können). Diese letzte Chance wollte der Filmmann noch nutzen, nun ging alles sehr schnell. Schon eine Stunde nach dem Telefonat holte der von CBL beauftragte Kurier den SSD-Datenträger ab.
Der Ablauf der Datenrettung am Freitag, dem 10. Juni 2016, liest sich spannend wie ein Notfall im Krankenhaus:
- 10.00 Uhr: Die SanDisk Extreme PRO 960 trifft im Labor in Kaiserslautern ein, wo sofort die Diagnose beginnt.
- 10.10 Uhr: Der Datenträger wird in das zertifizierte CBL Dokumentationssystem aufgenommen. Automatisch erhält der Kunde eine Eingangsbestätigung.
- 10.15 Uhr: Das Labor kommt zum Ergebnis, dass das SSD-Laufwerk physisch unbeschädigt ist. Die forensische Sektorkopie der SSD beginnt (selbstverständlich erfolgt die Datenwiederherstellung mittels einer Eins-zu-Eins-Kopie).
- 12.30 Uhr: Das Ergebnis-Protokoll der Spiegelung liegt vor und sagt aus, dass keine Fehler vorliegen. Die SSD ist vollständig ansprechbar.
- 12.34 Uhr: Die Sektoranalyse mit einer Dateisystemanalyse wird eingeleitet mit dem Ergebnis, dass das File System (FS, Dateisystem) des Speichers exFAT ist.
- 12.50 Uhr: Jetzt wird die CBL-eigene Analyse-Software auf die Parameter von exFAT justiert. Ziel ist es, Rohdaten zu finden.
- 13.20 Uhr: Die Auswertung der gefunden Blöcke beginnt. Die Analyse-Software wird erneut angepasst, damit die Ordnerstrukturen und die Dateinamen wiederhergestellt werden können.
- 14.00 Uhr: Erster Erfolg: Die Wiederherstellung eines Baum des Dateisystems ist gelungen, Ordner und Dateinamen sind wieder verfügbar.
- 14.10 Uhr: Die Dateiheader werden überprüft und der Dateibaum wird exportiert als grundlaage für die Rücksprache mit dem Kunden.
- 14.20 Uhr: Die wiederhergestellten Daten und die Orderstruktur werden mit dem Kunden abgeglichen. Der bestätigt, dass es sich um seine "verschwundenen" Daten handelt. Nach einem verbindlichen Kostenvoranschlag beauftragt die Datenrettung.
- 15.10 Uhr: CBL-Spezialisten berechnen die Parameter für die hauseigene Wiederherstellungssoftware und bereiten damit die Gesamtwiederherstellung des Laufwerks vor.
- 15.30 Uhr: Die Gesamtwiederherstellung der verloren geglaubten Daten beginnt.
Der weitere Ablauf der Datenrettung wurde durch das Wochenende unterbrochen. Allerdings können CBL-Kunden, wenn Daten extrem zeitnah benötigt werden, einen "Rush-Service" beauftragen, der auch außerhalb der normalen Arbeitszeiten durchgeführt wird. Im hier gezeigten Beispiel ging der Ablauf am Montag, dem 13. Juni 2016, so weiter:
- 08.10 Uhr: Es liegen 1,6 Terabyte wiederhergestellte Daten vor. Das ist mehr, als der nicht funktionierende Datenträger eigentlich speichern kann, weil die Datenrettung auch zuvor absichtlich gelöschte Dateien rekonstruiert.
- 08.30 Uhr: Die Bereinigung der ungültigen und beschädigten Einträge wird eingeleitet, anschließen werden jene Daten exportiert, die für eine Dateiliste für den Kunden erforderlich sind.
- 10.45 Uhr: Das Medienunternehmens bestätigt, dass die wiederhergestellten Daten das wertvolle Film-Rohmaterial sind (erst jetzt setzt die Pflicht zur Kostenübernahme durch den Kunden ein, der damit nicht etwa für die Wiederherstellung irgendwelcher, sondern nur der von ihm benötigten Daten zahlt). Die geretteten Daten werden nun auf eine neue externe zwei Terabyte fassende USB-3.0-Festplatte kopiert.
- 15.00 Uhr: Qualitätskontrolle der kopierten Daten. Alles o.k. - der Datenträger wird aus dem Labormanagementsystem ausgetragen und kommt in die Versandabteilung.
- 16.30 Uhr: Der Kurier holt das Paket mit dem neuen Datenträger und dem SSD-Speicher des Kunden im unangetasteten Ausgangszustand ab. Der Kunde erhält die Sendungsdaten. Am Dienstag um 10.30 Uhr treffen die Filmaufnahmen beim überglücklichen Kunden ein.
Datenaufbewahrung und -vernichtung bei CBL
Eine Sicherungskopie der Kundendaten wird bei CBL aufbewahrt, bis dieser den Eingang und die Nutzbarkeit seiner wiederhergestellten Daten bestätigt. Erst dann kammt der "CBL Datenschredder" zum Einsatz, der die Daten nach Behördenstandards zum Datenschutz unwiederbringlich vernichtet.Im konkreten Beispiel sah die Rückmeldung des Kunden so aus: "Die Daten funktionieren hervorragend und werden bereits verarbeitet. Selbst die Filme, die bei Ihnen nicht abspielbar waren, konnten wir zu 95 Prozent zum Laufen bringen. Vielen Dank! Die Sicherungskopie kann gelöscht werden." Der Kunde zeigte sich begeistert und zufrieden und betonte noch einmal, wie wertvoll die Datenrettung angesichts des drohenden Verlusts und Imageschadens gewesen ist.
Das sagen die Techniker zum Beispiel der Datenrettung von SSD
Selbstverständlich freuten sich auch die CBL-Experten über die erfolgreiche und schnelle Bearbeitung des Falls, denn wenn Wettbewerber sich bereits vergeblich an der Datenrettung versucht haben, müssen auch Kaiserslauterner in 60 Prozent der Fälle die Segel streichen. "In diesem Fall wundert es mich, dass der Mitbewerber nicht mehr erreichen konnte", zeigte sich Conrad Heinicke, Projektleiter bei CBL Datenrettung, erstaunt. Er nimmt an, dass man sich dort nicht genügend mit dem Dateisystem exFAT, der Formatierung der SSD-Festplatte, vertraut war. Bei exFAT handelt es sich um ein für Flashspeicher entwickeltes Dateisystem, das im Jahr 2006 erstmals mit Windows Embedded CE 6.0 verwendet wurde.Heinicke erklärte, weshalb die Datenrettung von SSD Speichern immer hochkomplex ist, auch wenn der Datenträger physisch unbeschädigt ist: "Daten auf SSD sind aufgrund des Wear Leveling stark fragmentiert. Starke Fragmentierung erschwert die Wiederherstellung gelöschter Dateien, besonders im Roh-Ergebnis, wenn also keine Rückschlüsse über das Dateisystem bezogen werden können. Gleiches gilt für verlorene Dateien außerhalb des Dateisystems. Die Trim-Funktion setzt zudem freigewordene Sektoren auf 0, um sie für die erneute schnelle Benutzung ohne vorheriges Löschen freizugeben." Die Schwierigkeit im oben geschilderten Fall sei die präzise Rekonstruktion der Dateisysteminformationen und deren Verwendung bei der Rekonstruktion der Dateien und Ordner der exFAT-Partition gewesen. Laut Heinicke kann sich solchen Aufgaben nur stellen, wer über höchst detaillierte Kenntnisse verfügt.
Risiko: Frisch erstellte, noch ungesicherte Daten
Wie "heiß" der Umgang mit den eben erfolgten Aufzeichnungen bei anspruchsvollen Filmaufnahmen, die heute fast immer als Video aufgezeichnet werden, selbst wenn das fertige Movie für herkömmliche Kinos auf Film belichtet wird, ist, bestätigt auch Stephan Helmut Beier von der ROSENPICTURES Filmproduktion in Halle (Saale): Erst wenn die erste von regelmäßig mindestens zwei Sicherungskopien gezogen wurde, ist die Kuh vom Eis." Außerdem werde stets eine Kopie außer Haus gelagert, um sich vor Brand, Naturkatastrophen oder Diebstahl besser abzusichern. "Wer regelmäßig mit großen Datenmengen und entsprechend vielen Datenträgern umgehen muss", so der Hinweis seines Mitgesellschafters Ray Peter Maletzki, "weiß auch, dass Datenträger aus den unterschiedlichsten Gründen ausfallen können." In solch einer Situation, gerade wenn es sich um noch ungesicherte Originalaufnahmen handele, sei es gut zu wissen, dass professionelle Datenretter in den meisten Fällen helfen können. Professionelle Datenretter verweisen jedoch darauf, dass vor allem bei wegen Hardware- oder Elektronikschäden nicht mehr funktionierenden Datenträgern eigenes Herumexperimentieren unterbleiben sollte, um den Schaden nicht zu vergrößern.Mehr:
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- Quelle: red
- Erstellt am 21.09.2016 - 23:43Uhr | Zuletzt geändert am 17.08.2020 - 16:47Uhr
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