Wie Görlitz zur Kulisse für Wes Andersons Filmkunst wurde
Ein leeres Kaufhaus, eine Stadt voller Geschichte und ein Regisseur mit einem untrüglichen Sinn für Ästhetik – das war die Mischung, die The Grand Budapest Hotel möglich machte. Wes Andersons Film von 2014 ist ein stilistisches Meisterwerk, das eine vergangene Welt auf die Leinwand holt. Und Görlitz? Die sächsische Stadt spielte eine der wichtigsten Rollen, auch wenn ihr Name im Film nie fällt.
Ein verlassenes Kaufhaus wird zum Luxushotel
Als Anderson einen Drehort suchte, der die Eleganz und Nostalgie der 1930er Jahre einfing, führte ihn die Reise nach Görlitz. Die Stadt an der polnischen Grenze ist ein architektonisches Juwel – verwinkelte Gassen, Gründerzeitfassaden, Jugendstil-Bauten. Hier fand das Team, was es suchte: ein verlassenes Kaufhaus aus dem Jahr 1913, das mit seinen kunstvollen Säulen, der imposanten Kuppel und den geschwungenen Treppen genau die Atmosphäre ausstrahlte, die der Film brauchte.
Mit viel Liebe zum Detail verwandelten die Szenenbildner das Gebäude in das prächtige Grand Budapest Hotel. Teppiche, Kronleuchter, Rezeptionstresen – alles wirkte, als könnte Gustave H. (gespielt von Ralph Fiennes) jeden Moment aus dem Fahrstuhl steigen. Tatsächlich aber stand das Kaufhaus seit Jahren leer. Erst durch den Film wurde es wieder mit Leben gefüllt.
Görlitz als heimlicher Filmstar
Obwohl das Kaufhaus die spektakulärste Kulisse bot, taucht Görlitz an vielen Stellen des Films auf. Die Altstadt mit ihren pastellfarbenen Fassaden wurde zum perfekten Hintergrund für die Erzählung über Freundschaft, Verrat und die Vergänglichkeit der alten Welt. Wer genau hinschaut, erkennt Straßenzüge und Plätze, die sich kaum verändert haben – als wäre die Zeit hier langsamer vergangen als anderswo.
Schon vor The Grand Budapest Hotel hatte Görlitz Filmgeschichte geschrieben. Quentin Tarantino drehte hier Szenen für Inglourious Basterds, Kate Winslet lief für Der Vorleser durch die Stadt. Doch kein Film hat Görlitz so geprägt wie Andersons. Nach dem Kinostart pilgerten Fans in die Stadt, auf der Suche nach dem Geist des Films.
Eine Stadt nutzt ihren Ruhm
Heute wirbt Görlitz offensiv mit seiner Filmgeschichte. „Görliwood“ ist längst mehr als nur ein Wortspiel. Stadtführungen zu den Drehorten sind beliebt, und das alte Kaufhaus, das lange leer stand, soll in Zukunft eine neue Nutzung bekommen. Vielleicht wieder als Geschäft, vielleicht als Kulturort – ganz sicher aber als Teil der Filmgeschichte.
The Grand Budapest Hotel ist eine Hommage an eine untergegangene Welt. Görlitz bewahrt ein Stück davon. Wer durch die Stadt läuft, kann sich für einen Moment fühlen, als würde er selbst in Wes Andersons Film spazieren.