Die Karriere im Blick

Die Karriere im BlickGörlitz, 10. März 2022. Von Thomas Beier. Wer heute in einer innovationsgetriebenen Branche eine Ausbildung oder ein Studium absolviert, muss auf neuestem Stand mitmischen – zu schnell reißt sonst der Faden, verbunden mit der Gefahr, sich die bestmögliche fachliche Karriere zu vermauern. Allerdings wird Karriere heute durchaus neu definiert.

Abb.: Im Landkreis Görlitz gilt die Hochschule Zittau-Görlitz als eine der Karriereschmieden
Symbolfoto/Archivbild: © Zittauer Anzeiger
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Ein neuer Karrierebegriff entsteht – und Hilfen gibt es etliche

"Karriere machen", diesen Anspruch trifft man vor allem seit dem Ende des 18. Jahrhunderts an, als Berufe immer freier zugänglicher wurden. Man konnte sich innerhalb einer Organisation hocharbeiten, wozu schon damals grundlegende Fähigkeiten wie Disziplin, Lernbereitschaft, Leistungswille und jene zur Mitarbeiterführung beitrugen, während etwa die Herkunft in den Hintergrund trat.

Auch heute wird Karriere meist mit Einkommen, sozialem Aufstieg, Macht und Ansehen verbunden, wobei das Bild vom herausgehobenen Mitarbeiter als Manager samst seiner Statussymbole bröckelt und sich ein neuer Karrierebegriff etabliert.

Viele Wege führen nach Rom

So wie im Sprichwort gibt es auch In der Berufspraxis höchst unterschiedliche Karrierewege, etwa über wechselnde Aufgaben in einem Unternehmen, Quereinstieg in eine Lehrtätigkeit oder die Laufbahn eines Beamten. Wer noch auf dem Bildungsweg ist und später in der Wirtschaft in einen Beruf einsteigen möchte, sollte sich rechtzeitig damit beschäftigen, welche dieser drei Optionen wohl die passende ist:


    • Fachkarriere:
      Man entwickelt sich immer mehr zu einem Experten, ohne Führungsverantwortung für andere Mitarbeiter zu übernehmen.

    • Führungskarriere:
      Als Führungskraft organisiert man die Rahmenbedingungen für seine Mitarbeiter so, dass diese möglichst gute Leistungen erbringen können. Hinzu kommt die personen- und situationsgerechte Führung der Mitarbeiter. Merke: Der Mensch als Herdentier hat Anspruch darauf, gut geführt zu werden – anders gesagt: Er braucht einen Leithammel. Das gilt übrigens auch im Home Office, wo die digitale Führung gefragt ist.

    • Gemischte Karriere:
      Hier kommen fachliche Anforderungen und Führungsaufgaben zusammen. Oft sind ausgewiesene Fachexperten schlechte Führungskräfte, wie es in vielen Krankenhäusern zu erleben ist. Andererseits behindern Führungsaufgaben die fachliche Entwicklung. Deshalb ist es in aller Regel nicht nur falsch, sondern geradezu verheerend, den fachlich besten Mitarbeiter zum Chef zu machen.

Wem Mitabeiterführung nicht liegt oder wer Zusammenarbeit generell als stressig empfindet, wird vermutlich als Fachexperte im Kämmerlein, versehen mit klaren Aufgaben und Schnittstellen, sehr glücklich werden, hingegen nicht, wenn er tagtäglich mit Mitarbeitergezicke, Neiddebatten, Kompetenzgerangel und Persönlichkeitsdefiziten konfrontiert wird. Andererseits reicht für eine gute Führungskraft Überblickswissen: Wozu hat man schließlich seine Experten?

Karriere statt Work-Life-Balance

Die Karriereaussichten waren früher ein Gradmesser für die Eignung des Schwiegersohns, das Töchterchen zeitlebens mit dem Nötigen zu versorgen – und spielen auch heute bei der Partnerwahl eine Rolle. Dabei geht es weniger um kaltherzige Berechnung als vielmehr darum, gegenseitig tolerable Lebensumstände für beide Partner in einer künftigen Familie zu sichern. Karriere zu machen bedeutet häufig deutlich mehr Einsatz an Arbeitszeit und wenn es dafür zu Hause nur Vorhaltungen gibt, dann steht die Partnerschaft unter keinem guten Stern.

In einem Beitrag auf focus.de definiert Dr. Aaron Brückner Karriere neu, nämlich als Weg und nicht als Ziel. Tatsächlich geht es darum, persönliche Vorlieben und Stärken so in den Beruf einzubringen, dass man gern und auf befriedigende Weise arbeitet. Das allerdings ist etwas anderes als die sogenannte Work-Life-Balance, die versucht, Arbeitszeit als Last und Qual mit Freizeit als Lust und Entspannung auszugleichen.

Arme Tröpfe! Sich quälen, um anschließend davon entspannen zu dürfen. Nicht ohne Grund sind "Karrieretypen" bei Untergebenen nicht sonderlich wohlgelitten. Anders aber in der neuen Karrierewelt: Hier steht die Lust auf Leistung und die Lust am Erfolg im Mittelpunkt, die Arbeit ist keine Qual und wird nicht mehr als Defizit an Freizeit empfunden. Zur Illustration: Man kann bei seinem Arbeitgeber Urlaub beantragen und in ein Touristenresort in der Türkei fliegen – oder man fliegt mit beruflichen Aufgaben in die Türkei und dringt dort in den Alltag ein.

Wenn nun mancher fragt, mit welchen Berufsaufgaben er nun in die Türkei kommen soll, dann liegt die Antwort in den Entscheidungen zu Beginn des Berufslebens: Karriere machen oder nicht? Karriere kann übrigens auch bedeuten, auf eigene Rechnung zu arbeiten mit der famosen Option, alle paar Jahre – oft nach ungefähr sieben – beruflich etwas Neues zu starten. Neue Herausforderungen halten jung!

Rahmenbedingungen für Karriere

Zu beschließen "Ab sofort mache ich Karriere!" und in der nächsten Sekunde damit loszulegen, das dürfte schwierig werden. Die Wurzeln für ein im positiven Sinne karriereorientiertes Leben werden oft im Elternhaus, in einer vielfältig anregenden Umgebung mit vielen Freiheiten, gelegt. Außerdem sollte alles genutzt werden, was der persönlichen Weiterentwicklung und Vernetzung dient. Das beginnt beim außerschulischen Engagement und setzt sich fort beim Lernen über das geforderte Maß hinaus.

Insgesamt sollte genutzt werden, was geboten wird, und das ist nicht wenig. Abgesehen von der Begabtenförderung kommt für Leute, die nach der Berufsausbildung schon zwei Jahre gearbeitet haben, ein Aufstiegsstipendium infrage. Auch die Privatwirtschaft greift den Bildungswilligen unter die Arme; konkret etwa bietet Lenovo Campus Rabatt für Studenten, Azubis, Schüler und Lehrkräfte. Zudem unterstützt die Wirtschaft Studenten mit Stipendien, Zuschüssen, Arbeitszeitfreistellungen und anderem mehr.

Tipp:
Einfach mal beim eigenen Arbeitgeber nachfragen, wie es mit der Unterstützung bei der persönlichen beruflichen Weiterentwicklung aussieht – womöglich stehen die Türen in Richtung Karriere schon längst weit offen.

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  • Quelle: Thomas Beier | Foto: © Zittauer Anzeiger
  • Erstellt am 10.03.2022 - 13:42Uhr | Zuletzt geändert am 10.03.2022 - 14:24Uhr
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