Görlitzer Senckenberg-Forscher entdecken Schwimmer und Taucher

Bild zu Görlitzer Senckenberg-Forscher entdecken Schwimmer und TaucherGörlitz, 16. Oktober 2019. Forscher des Senckenberg Museums für Naturkunde Görlitz haben die Verbreitungswege von im Boden lebenden Milben und Springschwänzen untersucht. Mit kombinierten Feld- und Labormethoden konnten sie nachweisen, dass sich die winzigen Bodenorganismen unter anderem über Fließgewässer zu neuen Lebensräumen transportieren lassen. Einige Arten überleben dabei bis zu 365 Tage unter Wasser. Die Studie erschien kürzlich im Fachjournal "Movement Ecology".
Abbildung oben: Überlebenskünstler: Die Hornmilbe Carabodes subarcticus überlebte 365 Tage unter Wasser.
Foto: Meike Schuppenhauer/Senckenberg

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Erstaunliche Verbreitung untersucht

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Die Art Parachipteria fanzagoi zählt zu den guten Schwimmern, insgesamt 14 Stunden trieb sie auf der Wasseroberfläche. Foto: Meike Schuppenhauer/Senckenberg

Etwa fünf Zentimeter können bodenlebende Hornmilben (Oribatida) aus eigener Körperkraft pro Tag zurücklegen; bei Springschwänzen (Collembola) ist es immerhin ein knapper halber Meter. "Trotz ihrer eingeschränkten Mobilität haben diese winzigen Tiere eine sehr große räumliche, zum Teil sogar weltweite Verbreitung, sie müssen demnach andere Wege für ihre Ausbreitung gefunden haben", erläutert Meike Schuppenhauer vom Senckenberg Museum für Naturkunde in Görlitz den Anlass der Forschungen und weist darauf hin, dass bereits bekannt ist, dass sich Bodentiere mit dem Wind verfrachten lassen oder von anderen Tieren verbreitet werden.

Nun hat die Doktorandin mit ihren Görlitzer Kollegen Dr. Ricarda Lehmitz und Prof. Dr. Willi Xylander ein weiteres potenzielles Transportmittel unter die Lupe genommen: "Wir haben untersucht, ob und wie sich Hornmilben und Springschwänze über Fließgewässer verbreiten können. Anders als bei Vögeln oder Säugetieren konnten wir diese winzigen Bodenlebewesen aber natürlich nicht einfach mit GPS-Sendern ausstatten." Das Team hat daher in aufwändigen Laborversuchen rund 200 einzelne Milben beobachtet um herauszufinden, ob die Tiere auf der Oberfläche von Fließgewässern treiben können und wie lange sie unter Wasser überleben. Zudem wurde bei Feldforschungen die Fähigkeit zur Neubesiedlung am Ankunftsort untersucht und knapp 300 Milben, wobei Springschwanz-Individuen im Fließgewässer nachgewiesen werden konnten.

"Der erfolgreiche Wassertransport ist vermutlich davon abhängig, ob es den Bodentieren gelingt, für einige Stunden an der Wasseroberfläche zu treiben und wie lange sie untergetaucht überleben können. Unsere Ergebnisse zeigen, dass dies von Art zu Art unterschiedlich ist und die Tiere in Schwimmer und Taucher eingeteilt werden können", fasst Schuppenhauer die Forschungsergebnisse zusammen. Während etwa 80 Prozent der Milbenarten über den gesamten Verlauf des Experiments permanent an der Wasseroberfläche treibend transportiert wurden, sanken einige Arten schon innerhalb weniger Stunden unter Wasser. Dazu Schuppenhauer: "Dabei gab es auch echte Überlebenskünstler unter den winzigen Bodenorganismen: Die Hornmilbenarten Carabodes subarcticus und Carabodes ornatus können mindestens 365 Tage unter Wasser überleben."

In einem Quadratmeter Auenboden leben zwischen 3.000 und 37.000 Hornmilben. Auch Springschwänze treten in den teilweise überfluteten Gebieten mit bis zu 12.000 Individuen pro Quadratmeter auf. "Flüsse und Bäche durchziehen das ganze Bundesgebiet mit einer Gesamtlänge von 400.000 Kilometern – sie sind damit die idealen Transportwege für diese weniger mobilen Organismen", unterstreicht Prof. Dr. Willi Xylander, Direktor des Senckenberg Museums für Naturkunde Görlitz, die Studienergebnisse.

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  • Quelle: red | Fotos: Meike Schuppenhauer/Senckenberg
  • Erstellt am 16.10.2019 - 07:37Uhr | Zuletzt geändert am 16.10.2019 - 08:33Uhr
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