Die Pandemie hat (auch) die Welt der Apps verändert

Bild zu Die Pandemie hat (auch) die Welt der Apps verändertGörlitz, 28. Juli 2021. Getrieben von neuen Bedürfnissen haben die Nutzer mobiler Endgräte neue Apps heruntergeladen oder die bereits vorhandenen stärker genutzt, was wiederum das Bedürfnis nach einer Erweiterung der angebotenen Dienste weckte. Eine Studie von Deloitte ergab, dass in Deutschland 45 Prozent der Nutzer angaben, ihr Smartphone während der Pandemie viel häufiger zu benutzen, wobei der Spitzenwert in der Altersgruppe der 18- bis 24-Jährigen lag – hier waren es 62 Prozent.

Abb.: Urlaub ohne mobiles Internet? Für wohl die meisten ist das undenkbar, wie man leicht auf den Campingplätzen im Landkreis Görlitz oder etwa in den Biergärten der Görlitzer Altstadt nachvollziehen kann
Symbolfoto: Amílcar Vanden-Bouch, Pixabay License
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Während der Pandemie mehr Apps genutzt

Die Welt der Apps hat sich als Reaktion auf die Pandemie schnell verändert. Es entstanden neue Ansprüche, die die Entstehung oder das Wachstum von innovativen Akteuren begünstigten. Die Nutzung von Apps und Online-Diensten blieb auch nach dem Ende des Lockdowns in fast allen Ländern der Welt hoch. Im Dezember 2020 pendelte sich der Verbrauch auf 15 Gigabyte pro Benutzer und Woche ein – näher an den Werten, die während des Höhepunkts der Pandemie zu beobachten waren, als jemals zuvor.

VIDEOANRUFE – Das "Social Distancing" machte es schnell notwendig, auf neue Kommunikationsmittel zurückzugreifen: Die bereits weit verbreiteten Videotelefonie-Apps und Online-Dienste wie zum Beispiel Skype oder Google Meet verzeichneten einen enormen Anstieg der Nutzerzahlen – ganz zu schweigen vom unglaublichen Aufstieg von Zoom, dem echten Underdog im fraglichen Zeitraum, dessen Umsatz im Jahr 2020 um 326 Prozent stieg und das im Laufe des Jahres zur fünftmeist heruntergeladenen App der Welt wurde.

SOCIAL NETWORKING – Das globale Bedürfnis nach menschlichem Kontakt festigte den endgültigen Aufstieg der sozialen Netzwerke, insbesondere der Giganten der Familie Zuckerberg. Im Laufe des Jahres 2020 konnte Facebook einen stetigen Aufwärtstrend verzeichnen und näherte sich der Zahl von 3.000 Millionen wöchentlichen Browsing-Sessions; WhatsApp lag bei etwa 2.500 Millionen, während Instagram 2.000 Millionen verzeichnete.

STREAMING-DIENSTE – Streaming-Entertainment bildete das Epizentrum der Freizeitaktivitäten zu Hause während der Pandemie: Zwischen April und Juni 2020 gewann Netflix weltweit 10 Millionen neue Nutzer, während Disney+ – die jüngste Neuzugang im Markt – 100 Millionen Nutzer erreichte.

LEBENSMITTEL-LIEFERDIENSTE – Die Schließung von Restaurants und Bars führte zu einem Anstieg der Online-Bestellungen von Lebensmitteln, die weiter zunehmen: Die deutsche App Lieferando verzeichnete 2021 einen Anstieg der Bestellungen um 75 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.

E-COMMERCE – Es versteht sich von selbst, dass der E-Commerce während der Pandemie einen bedeutenden Aufschwung erlebte und für einige die einzige Quelle für Einkäufe und Anschaffungen in dieser Zeit darstellte: Der E-Commerce in Deutschland wuchs im Jahr 2020 um 83 Prozent und umfasste auch Bevölkerungsgruppen, die solche Dienste zuvor nicht genutzt hatten. In der Tat ist mittlerweile jeder dritte Benutzer über 60 Jahre alt. Nutzer – auch solche, die weniger "digitalisiert" sind – haben ihre eigene Art der App-Nutzung etabliert und ihre Vorlieben verfeinert.

E-LEARNING – Die Aus- und Weiterbildungsbranche hat sich entscheidend in Richtung Apps verschoben. So verzeichnete Babbel – im Link auf Google Play zu finden – ist die erste deutschsprachige App zum Erlernen neuer Sprachen, einen Anstieg bei Umsatz und Downloads – und übertraf damit Nachrichten-Apps wie die der einflussreichen Bild-Zeitung und Fitness-Apps, die aus offensichtlichen Gründen eine Wachstumsbranche während der Pandemie darstellten.

Einige Apps sind auf dem Vormarsch

App-Anbieter müssen heute, um ihre Anwender zu erreichen, sowohl auf Google Play wie auch im Apples App Store verfügbar sein. Nur so lässt sich weiteres Wachstum bei den Nutzerzahlen generieren.

Babbel – Die erwähnte Sprachlern-App ist deshalb auch im App Store verfügbar. Generell wird die App jedoch zunehmend sowohl aktiv als auch passiv genutzt. Sie regt das Gehirn zur Suche nach neuen Verbindungen an und hilft durch die Betonung des Dialogs bei der Aufnahme von Informationen.

Lieferando – Eine App für Lebensmittellieferungen, die nach der Pandemie beschlossen hat, keine Provisionen mehr von Gastronomen zu verlangen, um der Branche zu helfen.

Die Welt der Apps verändert sich

Während sich die Welt langsam von der Pandemie erholt oder weiterhin versucht, deren Auswirkungen zu begrenzen, versuchen Apps, die neuen Bedürfnisse der potenziellen Nutzer aufzufangen. Für viele Apps in Deutschland und auf der ganzen Welt ändert sich das Panorama bereits.

Während der Pandemie kletterten Meditations-Apps in den Charts der Google- und Apple-Stores nach oben. In den ersten elf Monaten des Jahres 2020 erreichte die App Calm einen Umsatz von 99,4 Millionen Dollar und wurde Schätzungen zufolge rund 28 Millionen Mal installiert.

Diese Art von Apps, die ursprünglich entstanden, um die Konzentration durch den Einsatz von Tönen oder Timern zu erleichtern, entwickeln sich nun zu immer komplexeren Ökosystemen, die Videoinhalte von Experten und vollwertige, oft kostenpflichtige Kurse beinhalten. Die deutsche App 7Mind hat europaweit 750.000 Nutzer gewonnen und greift auf zahlreiche Experten zurück, darunter anerkannte Zen-Meister wie Paul J. Kohtes.

Um den neuen Bedürfnissen, die sich in ihrem Kerngeschäft ergeben, gerecht zu werden, erweitern viele Apps ihre Dienste: Die Dating-App Coffee Meets Bagel hat auf das von 61 Prozent ihrer Nutzer geäußerte Bedürfnis nach mehr gesundheitlicher Sicherheit reagiert, indem sie die Option zum Hochladen und Anzeigen eines Impfpasses zwecks Einsichtnahme durch ein potenzielles Match aufgenommen hat.

Einige Apps, die in die Zukunft blicken

Coffee Meets Bagel – Die historische Dating-App hat eine neue Funktion: Nutzer können jetzt ihren Impfpass hochladen.

7Mind – Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen 75 bis 100 Prozent der Kosten für den Kurs "Achtsamkeitsbasiertes Stressmanagement" der 7Mind-App.

Unterm Strich

Während App Entwickler in den Anfangsjahren zuweilen von den eigenen, rein technischen Möglichkeiten mehr fasziniert schienen als vom Nutzen für den Anwender, wird die Technologie heute genutzt, auch den Zugang zu komplexen Vorgängen wie etwa bei Lernprozessen einfach und erfolgsorientiert zu gestalten. Das ist eine wichtige Voraussetzung dafür, dass die Nutzer eine neue App tatsächlich auf Dauer akzeptieren.

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  • Quelle: red | Foto: soyvanden / Amílcar Vanden-Bouch, Pixabay License
  • Erstellt am 28.07.2021 - 06:27Uhr | Zuletzt geändert am 28.07.2021 - 07:28Uhr
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