Dynamischer Reiseführer für Görlitzer Altstadt
Görlitz. Informatikstudenten der Hochschule Zittau/Görlitz erproben in einem Feldversuch in der historischen Altstadt von Görlitz den neu entwickelten dynamischen Reiseführer, ein mobiles Informationssystem, das Vorlieben von Touristen berücksichtigt und individuelle Entdeckungstouren möglich macht.
Feldversuch in der historischen Altstadt
Der Feldversuch, der im August 2006 in der historischen Altstadt von Görlitz durchgeführt wird, soll nun zeigen, wie das mobile Informationssystem von den Touristen angenommen wird und wie es ihr Erleben beeinflusst. Interessierte können in Görlitz ab sofort den Dynamic Tour Guide ausprobieren. Damit stellen sich die Forscher der interessierten Öffentlichkeit.
Das gerät ermöglicht es, eine Stadt mit all ihren Sehenswürdigkeiten und versteckten Kleinoden entdecken, ohne vorher lange Reiseführer und Stadtpläne studieren zu müssen oder sich dem Diktat eines geführten Stadtrundgangs zu unterwerfen. So kann sich der Tourist von seinen individuellen Eindrücken treiben zu lassen und trotzdem vieles Wissenswerte und manches Staunenswerte zu erfahren.
Der Dynamic Tour Guide, der dies ermöglicht, wurde im Gemeinschaftsprojekt VESUV entwickelt. Auf einem kleinen tragbaren Handcomputer installiert ermöglicht die Software die individuelle Erkundung der Stadt. Auf den persönlichen Präferenzen des Nutzers basierend plant das Gerät den Stadtrundgang und bietet Informationen zu Sehenswürdigkeiten, Stadtgeschichte sowie kulturellen Angeboten.
Das Besondere: Der Tourist ist nicht auf die vorgeschlagenen Route festgelegt. Wählt er einen anderen Weg, bleibt er an einem Schaufenster stehen oder gönnt sich eine Kaffeepause, so wird die Tour von seinem dynamischen Reiseführer automatisch umgeplant. Auf diese Weise kann der Benutzer sicher sein, dass er zum verabredeten Zeitpunkt an einem gewünschten Zielpunkt - vielleicht dem abfahrbereiten Bus - ankommt. Geht die Tour über mehrere Stunden, plant der mobile Helfer auch von sich aus Pausen ein und schlägt Restaurants vor, die dem individuellen Geschmack entsprechen.
Doch wie werden die Touristen diese neue Art der Reiseführung annehmen? Nutzen sie die angebotenen Funktionen? Verändert der dynamische Fremdenführer tatsächlich ihr Erleben der touristischen Lokation? Besuchen sie nun beispielsweise die etwas versteckter liegenden Sehenswürdigkeiten? Welche Anwendungen und Eigenschaften haben den größten Einfluss auf das Verhalten der Besucher? Diese Fragen soll der vom 1. bis 27. August in Görlitz durchgeführte öffentliche Feldversuch klären. Jeder interessierte Bürger kann sich an dem Versuch beteiligen.
Dazu geben die Forscher am Görlitzer Obermarkt täglich an zwei Gruppen von Touristen MDAs (Mobile Digitale Assistenten) aus, die genau wie die Navigationssysteme im Auto das satellitengestützte Global Positioning System nutzen. Die MDAs einer dieser Gruppen sind mit einer Anwendung ausgestattet, die die Attraktionen der Stadt lediglich in einer Karte darstellt. Die Besucher können über das MDA Informationen zu den Sehenswürdigkeiten abrufen, ansonsten erhält er keine Unterstützung.
In der zweiten Gruppe ist die im VESUV Projekt entwickelte Anwendung des dynamischen Reiseführers realisiert. Sie erfasst die Interessen der Touristen, bewertet die Sehenswürdigkeiten, berechnet die Tour und unterstützt den Nutzer durch Navigationsanweisungen. Ändert er seine Route oder legt eine Pause ein, passt die Anwendung den Tourplan den geänderten Gegebenheiten an.
An eine dritte Gruppe, die Kontrollgruppe, werden lediglich GPS-Empfänger verteilt. Die Touristen erkunden die Stadt wie gehabt mit elektronischem Stadtplan und gedrucktem Reiseführer.
Im Laufe des einmonatigen Feldversuchs sollen die Stadttouren von vielen hundert Touristen ausgewertet werden. Die Wissenschaftler untersuchen die Wege, die die Touristen gehen, analysieren die Interaktion der Besucher mit den Systemen und erfassen die Zufriedenheit der Nutzer mit der Tour. Ein Vergleich der Daten der drei Gruppen soll dann Aufschluss darüber geben, ob die mobilen Informationssysteme Einfluss auf die Stadttouren der Touristen haben. Gleichzeitig erhalten die Wissenschaftler so Anhaltspunkte, um das System weiter zu verbessern und an die Anforderungen der Anwender anzupassen.
Im VESUV Projekt arbeiten unter Leitung des Fraunhofer-Instituts für Graphische Datenverarbeitung IGD insgesamt neun renommierte Partner an der Entwicklung verteilter "Software-Agenten" mit. In VESUV wird als weiteres Anwendungsgebiet eine innovative Lösung im Bereich des E-Government erstellt.
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- Quelle: /Hochschule Zittau/Görlitz (FH) /Hella Trillenberg /Foto: HS-ZIGR Modsching
- Erstellt am 04.08.2006 - 18:46Uhr | Zuletzt geändert am 04.08.2006 - 19:06Uhr
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