Schluss mit Förderung einzelner Dörfer
Burkau | Rammenau. "Entwicklung statt Resignation" - unter diesem Motto bereiste Sachsens Umwelt- und Landwirtschaftsminister Stanislaw Tillich am vergangenen Mittwoch (27. September 2006) Kommunen im ländlichen Raum Ostsachsens.
Demografie ist Herausforderung für die Entwicklung des ländlichen Raums
Der Minister informiert sich in Burkau und Rammenau über Projekte der Dorf- und Landentwicklung, die beispielhaft für den ganzen Freistaat sind. "Seit 1991 sind mehr als 2,4 Milliarden Euro Fördermittel in den ländlichen Raum geflossen", sagte Tillich. Dieses Geld zog Investitionen von 4,4 Milliarden Euro nach sich. "Nach zig Jahren der Stagnation und des Verfalls ist in einem relativ kurzen Zeitraum viel passiert", so Minister Tillich. Sächsische Dörfer seien eine Augenweide. Er nannte beispielhaft die Sanierung von rund 40.000 ortstypischen Gebäuden, von 600 dörflichen Gemeinschaftseinrichtungen sowie den Bau von 980 Kilometer Wegen. Auch in Punkto Umweltschutz habe sich viel getan. "800 Kilometer neue Abwassernetze, 310 Kilometer Bachrenaturierung und 900 Kilometer Hecken sind", so Tillich, "eine wirklich gute Bilanz."
Nach dem Blick zurück gab Tillich eine Vorschau auf die neue Förderperiode ab 2007. Großen Einfluss auf alle Entscheidungen habe dabei das Thema Demografie. "Die Zukunft des ländlichen Raums ist davon abhängig, wie die Dörfer sich vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung behaupten können", so der Minister. Wie überall in Deutschland würden sich auch in Sachsens Dörfern Einwohnerzahl und Altersdurchschnitt drastisch ändern. Es werde im dichtbesiedelten Sachsen zwar kein Dörfersterben geben, aber ein Bevölkerungsrückgang um zehn bis 15 Prozent und ein deutlich höherer Altersdurchschnitt würden eine veränderte (Förder-) Politik erfordern. Das Gebot der Stunde seien deshalb "Integrierte ländliche Entwicklungskonzepte". Hinter dem Satzungetüm verberge sich die Vernetzung und Bündelung von Aktivitäten einer Region. "Mit der Kirchturmpolitik der vergangenen Jahre - also der konzentrierten Förderung einzelner Dörfer - ist jetzt Schluss", gab Tillich die Richtung vor. Übergemeindlich und ressortübergreifend solle die Zusammenarbeit dabei laufen. Wichtig sei hierbei, dass die Konzepte nicht "von oben übergestülpt" werden, sondern aus der Region heraus wachsen. Das Engagement der Entscheidungsträger vor Ort spiele deshalb eine große Rolle.
Bis 2013 stehen insgesamt ca. 926 Millionen Euro aus dem ELER für die Entwicklung des ländlichen Raumes zur Verfügung. Davon werden etwa 422 Millionen Euro der Entwicklung der Dörfer zugute kommen. Der Rest ist für die Entwicklung von Landwirtschaft und Naturschutz vorgesehen. Vorfahrt bei aller staatlichen finanziellen Unterstützung haben wertschöpfende und beschäftigungswirksame Maßnahmen. Grundversorgung und soziale Dienstleistungen haben Priorität. Junge Leute in der Region zu halten sei dabei genauso wichtig wie Mindeststandards - diese vor allem für die älter werdende Generation - sicherzustellen. Wie Tillich sagte, würden beispielsweise Dorfgemeinschaftshäuser mit dieser Richtungsänderung zum Auslaufmodell. Geöffnet werden die Fördertöpfe nur dort, wo hohe Eigenanteile sichergestellt sind. Eigeninitiative und Ehrenamt sollen damit gestärkt werden.
Der ländliche Raum in Sachsen umfasst 83,5 Prozent der Landesfläche. Hier lebt knapp mit 48,5 % knapp die Hälfte aller Sachsen, die meisten davon in den etwa 3.000 Dörfern. Als Dorf werden in diesem Sinne Orte mit weniger als 2.000 Einwohnern bezeichnet. Die Bevölkerungsdichte liegt momentan leicht über dem Bundesdurchschnitt. Dünn besiedelte Räume, die weniger als 100 Einwohner pro Quadratkilometer haben, gibt es lediglich an den Nord-Ostgrenzen des Freistaates: Im Raum Torgau-Oschatz, im nördlichen Teil des Landkreises Kamenz sowie im Niederschlesischen Oberlausitzkreis.
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- Quelle: /SMUL060927
- Erstellt am 01.10.2006 - 23:07Uhr | Zuletzt geändert am 03.10.2006 - 15:51Uhr
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