Sachsen hat das beste Bildungssystem

Köln | Dresden. Sachsen ist der Gesamtsieger im Ländervergleich der Bildungssysteme. Das ist das Ergebnis des Bildungsmonitors 2006, einer vom Institut der deutschen Wirtschaft (Köln) im Auftrag der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft erstellten Studie.

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Umkehr des innerdeutschen brain drain erwartet

Kultusminister Steffen Flath zeigte sich sehr erfreut über den ersten Platz. "Zum ersten Mal kann sich ein ostdeutsches Bundesland an die Spitze setzen." Der Studie zufolge hat Sachsen die Schulabbrecherquote stärker als andere Länder gesenkt und gleichzeitig mehr Schüler zur Hochschulreife geführt.

Als ein Warnsignal für den Innovationsstandort Deutschland bezeichnen die Autoren der Studie den Rückgang der Hochschulabsolventen in Ingenieurwissenschaften. Ausnahme auch hier: Sachsen. Laut Kultusminister Flath wird sich der in der Studie beklagte innerdeutschen brain drain von sächsischem Ingenieurnachwuchs in den Westen in den kommenden Jahren umkehren. Allein der Wirtschaftsraum Dresden benötige ab 2008 jährlich etwa 2000 Ingenieure. Den Bedarf könnten die sächsischen Universitäten allein nicht decken. "Umso wichtiger ist es, bereits in den Gymnasien die Naturwissenschaften zu einem Schwerpunkt zu erklären", so Flath mit Blick auf die geplante Oberstufenreform.

Kommentar:

Als Eingeborenen drängt es mich anzumerken, dass wohl das im Vergleich zu den anderen Bundesländern "beste Bildungssystem" gemeint ist - vom "absolut besten" kann sicher keine Rede sein. Das wäre auch vermessen.

Allerdings gab es auf sächsichem Territorium schon mal ein hocheffizientes Bildungssystem, untergegangen im Anpassungseifer der Nachwendezeit.

Sachsen braucht fähige Ingenieure? Da war doch mal die Experten- und Führungskräfteschmiede der "Berufsausbildung mit Abitur". Neben intensiv vermitteltem Wissen gab es einen Nebeneffekt: Sozialkompetenz für zukünftige Hochschulabsolventen, geprägt durch die praxisgerechte Ausbildung und frühzeitige Einbindung in Arbeitskollektive, äh, Teams.

Und weil "net alles Primussen sein könn´" gab es auch die andere, aber staatlich gesicherte Variante: Abgang nach der 8. Klasse und Erlernen eines Teilfacharbeiter-Berufs - soziale Ausklammerung ausgeschlossen.

Und die anderen? Schulende mit der 10. Klasse (Polytechnische Oberschule hieß die typische Schuleinrichtung) war normal, dann Lehre oder eben Berufsausbildung mit Abitur. Die Standard-Abiturienten gingen ab Klasse 9 auf die "Penne". Der Verbleib der "Schlauen" bis Klasse 8 hielt das Niveau bis zum Abgang derer, denen das Lernen eher schwer fiel, hoch. Klar wurden die Leistungsträger dadurch auch ein bisschen behindert, andererseits die anderen nicht vorzeitig auf das Abstellgleis gestellt.

Deutlich gesagt werden muss auch, dass der DDR-Bildungsweg nicht allein von schulischen Leistungen, sondern vor allem von politisch geprägtem gesellschaftlichem Engagement, sozialer Herkunft und der Verpflichtung zu einem längeren Wehrdienst abhing. Heute hängen die Bildungschancen erwiesener Maßen vom Geldbeutel der Eltern ab. Auch im besten Bildungssystem.

/Fritz Stänker

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  • Quelle: /SMK
  • Erstellt am 23.08.2006 - 21:37Uhr | Zuletzt geändert am 22.10.2019 - 15:28Uhr
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