Glasfaser und Internet
Berlin | Dresden, 13. Oktober 2006. Die Technische Universität Dresden hat zusammen mit dem Fraunhoferinstitut System- und Innovationsforschung im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie die Studie "Technologische und ökonomische Langfristperspektiven der Telekommunikation" erarbeitet. Für die Studie wurden vorhandene Prognosen gesichtet, Experten befragt und eine Analyse von Venture Capital-Aktivitäten durchgeführt. Die Studie sieht Glasfasertechnologie und Internetisierung der Telekommunikation als wesentliche Faktoren des Wandels.
Kommentar: Theorie und Praxis klaffen auseinander
Während die großen TK-Unternehmen noch um die richtige Ausbaustrategie ringen und Konzepte verfolgen, die auf einer Kombination von Kupferleitungen mit modernen Glasfaserleitungen basieren, haben sich kleinere TK-Unternehmen bereits für durchgängige Glasfaserlösungen entschieden, so die Studie. Langfristig werden sie damit mehr Bandbreite und vielfältigere Angebote zur Verfügung stellen können. Die konsequente Orientierung am Ideal durchgängiger Glasfasernetze bis zum Endkunden werde deshalb die Zukunft der TK bestimmen.
Neben der Entwicklung durchgängiger Glasfasernetze stellt die Studie einen Trend in den Vordergrund, der als "Internetisierung der Telekommunikation" bezeichnet wird. Technische Grundlage hierfür ist die Umstellung herkömmlicher Telekommunikationsnetze auf moderne Next Generation Networks (NGN). Der Aufbau von Netzen, die vollständig auf dem Internet Protokoll (IP) basieren, ist allerdings nicht nur als technologischer Entwicklungssprung zu werten. Er führt zu einer ähnlich radikalen Umgestaltung der TK-Branche, wie sie zuletzt von der Liberalisierung der Telekommunikation in den 90er Jahren ausgegangen ist.
Die Internetisierung vollzieht sich laut Studie auf drei Ebenen:
1)
Technisch bezieht sie sich auf die IP-Konvergenz aller Netze.
2)
Ökonomische Konsequenzen ergeben sich, weil die Einnahmen aus der Festnetztelefonie durch die Mobilfunkentwicklung sowie durch Voice over IP geringer werden und durch neue Dienste aufgefangen werden müssen. Hinzu kommt die stärkere Konkurrenz durch alternative Infrastrukturanbieter.
3)
Bei der Erstellung und Vermarktung neuer Dienste führt die Internetisierung zum Überschreiten etablierter Dienste-, Netze- und Gerätegrenzen. Dies geht einher mit einer Öffnung ehemals relativ homogener Branchen.
In der Studie werden die folgenden Entwicklungstrends dargestellt:
Festnetz (wired networks)
2010:
- paralleler Betrieb von herkömmlichen und IP-basierten Netzen
Breitband-Alternativen zum Festnetz (Kabel-TV, WLAN usw. holen auf)
2020:
- durchgängige IP-Netze (auch im Zugangsbereich)
- Glasfaseranschlüsse (FTTH) werden zum Standard von Breitband Access
Mobilfunk (mobile and wireless)
2010:
- Nutzung von Breitband-Mobilfunk (UMTS, HSDPA) hoch
- Strategien der Netzbetreiber Richtung Konvergenz
2020:
- trotz Weiterentwicklung Einschränkungen im Vergleich zum Festnetz
- Convenience und Connectivity wichtiger als einzelne Technologien
Konvergenz (Netze und Geräte)
2010:
- FMC beginnt sich durchzusetzen
- das TV-Gerät wird zunehmend zu einer "konvergenten Medienmaschine"
2020:
- FMC wird auf ein mobiles VolP ausgedehnt
- konvergente Mediennutzung auch in Zukunft parallel zur klassischen Nutzung
Neue Dienste (neue Inhalte)
2010:
- viele neue Dienste und Kombinationen werden realisiert
- alter Innovationsansatz wird zunehmend von neuem, spezialisiertem Ansatz abgelöst
2020:
- Branchengrenzen verwischen bzw. werden durchlässiger
- Berücksichtigung heterogener Zielgruppeninteressen hat sich durchgesetzt
Abkürzungen:
FMC: fixed mobile convergence
FTTH: Fiber to the Home
WLAN: wireless local area network
HSDPA: High Speed Downlink Packet Access (schneller Datentransport bei UMTS)
Download der Studie:
http://www.bmwi.de/BMWi/Navigation/Service/bestellservice,did=162468.html
Kommentar:
Schon die gleichzeitige Erwähnung der Worte "Glasfaser" und "Internet" in einem Satz dürfte eine Vielzahl Görlitzer, Markersdorfer und weiterer Bürger sowie Unternehmen genervt aufschreien lassen, verhindern doch noch immer die einst als "Zukunftstechnologie" gepriesenen Glasfaser-Telefonienetze den Internetzugriff mit der halbwegs schnellen DSL-Technologie. Selbst als technischer Laie (immerhin aber Absolvent einer Polytechnischen Oberschule, wem das noch was sagt) fragt man sich: "Warum kriegen die das nicht hin?" So gesehen erscheint die Studie auf diesem Gebiet wenig von Belang für die brennenden Telekommunikationsfragen der Gegenwart.
Mit dem Zeithorizont 2020, den die Studie zu erreichen versucht, ist zugleich der denkbar dichteste Zukunftsnebel erreicht. Jeder seriöse Zukunftsforscher weiß, dass nach spätestens fünfzehn Jahren in Richtung Zukunft eine Vorhersage mit ernstzunehmender Wahrscheinlichkeit des Eintritts nicht mehr möglich ist.
Auch sind wir bereits in Zeiten, in denen das technisch Machbare längst nicht mehr das dem Menschen Angenehme ist, von wirtschaftlichen Aspekten ganz zu schweigen.
Es wird immer schwieriger, mit neuen Technologien die "kritische Masse" an Abnehmern zu erreichen, die die Technologie-Einführung ökonomisch sinnvoll machen - siehe LCD-Bildschirme: Die allerersten Hersteller konnten hohe Preise erzielen, mit denen Investitionen und Entwicklungskosten zu decken waren. Wer dachte "das machen wir jetzt auch" geriet in einen Markt des Preisverfalls, der Hersteller ruiniert, ohne dass sie je die Gewinnschwelle erreicht hätten.
Man könnte auch sagen: Die technische Entwicklung samst Überleitung in die Produktion revolutioniert sich so schnell, dass die Markterschließung nicht mehr hinterher kommt. Doch 15 Jahre später – Update! – sieht die Telekommunikationswelt anders aus.
Modern Times halt.
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Thomas Beier
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- Quelle: /BMWA061012
- Erstellt am 13.10.2006 - 17:45Uhr | Zuletzt geändert am 20.03.2021 - 16:49Uhr
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