Die Trinkwasserqualität in Deutschland
Görlitz, 1. August 2018. Während die Oberlausitz, in diesen Tagen heißeste Region in Deutschland, unter der Hitze stöhnt und in vielen weiteren Regionen die Landwirte in Bedrängnis geraten, ist eines gesichert: Die Trinkwasserversorgung. Das Trinkwasser in Deutschland gilt generell als sehr gut. Wer häufiger in andere Länder verreist, lernt das heimische Trinkwasser schnell zu schätzen. Während man in Deutschland das Wasser eigentlich überall problemlos aus der Leitung trinken kann und dieses meist auch einen guten Geschmack hat, trifft man andernorts oft auf Leitungswasser mit unappetitlichem Chlor-Aroma. Das wird einem dann schnell beim Kaffee-Kochen oder Tee-Aufbrühen bewusst, oder beim im Restaurant mit dazu bestellten Glas Leitungswasser. Grund genug, dass sich der Görlitzer Anzeiger einmal näher mit dem deutschen Trinkwasser beschäftigt. Abbildung oben: Beim aktuell heißen Wetter sollte man stets etwas Tee oder Trinkwasser dabeihaben. Dazu kann in Deutschland weitestgehend bedenkenlos Leitungswasser abgefüllt werden. Das ist auch ökologisch sinnvoll, weil der Transport abgefüllten Wassers über den Handel entfällt.
Hoher Aufwand sichert hochqualitative Wasserversorgung
Die hohe Qualität deutschen Wassers verdanken wir den dafür geltenden strengen Rechtsnormen und einem ziemlich strengen Überwachungssystem, dass deren Einhaltung auch garantiert. In Deutschland wird die Wasserqualität über die Deutsche Trinkwasserverordnung geregelt. Diese wurde im Jahr 2001 erlassen und enthält Begriffsbestimmungen und auch Schutzvorschriften für das Trinkwasser. Unter Trinkwasser ist dabei das über den örtlichen Versorger zur Verfügung gestellte Leitungswasser zu verstehen.
Die Deutsche Trinkwasserverordnung
Für die deutsche Trinkwasserversorgung sind Grenzwerte für chemische Belastungen und biologische Beeinträchtigungen vieler Art festgelegt. Während bei chemischen Stoffen natürlichen Ursprungs meist das Vorsorgeprinzip mit toxikologisch unbedenklichen Höchstgrenzwerten zum Einsatz kommt, gilt hinsichtlich Pflanzenschutzmitteln und anderer vom Menschen hergestellter Substanzen das Nullprinzip gemäß einer Nachweisgrenze von 0,1 Mikrogramm pro Liter. In Bezug auf biologische Beeinträchtigung durch Bakterien und andere Keime gilt das Indikatorprinzip. Demnach darf pro Keim eine bestimmte Koloniezahl, die als Indiz für unsaubere Anlagen und eine potentielle Gefährdung interpretiert würde, nicht überschritten werden.
Die Rolle der Gesundheitsämter
Überwacht wird die Einhaltung aller Grenzwerte durch kommunale und regionale Gesundheitsämter, die je nach lokaler Wasserqualität und potentiellen Beeinträchtigungen für regelmäßige Wasseruntersuchungen sorgt. Diese werden entweder vom Gesundheitsamt selbst, oder durch ein vom Wasserversorger akkreditiertes Labor jährlich, monatlich, wöchentlich oder in Ausnahmesituationen sogar täglich durchgeführt. Das Umweltbundesamt trägt alle regionalen Daten zusammen und sorgt für eine Landesweite Überwachung der Trinkwasserqualität. Laut Umweltbundesamt besitzt das in großen Versorgungsgebieten (mehr als 5.000 Personen als Abnehmer) bereitgestellte Trinkwasser durchweg sehr gute Qualität. Bei mehr als 99 Prozent aller Messwerte würden die Güteanforderungen der Trinkwasserverordnung erfüllt oder gar übertroffen. Bei kleineren Versorgungsgebieten ist der Anteil mit 90 Prozent etwas niedriger, aber immer noch sehr gut. Überschreitungen der Grenzwerte seien meist auf plötzliche Veränderungen in der Bodenbeschaffenheit, landwirtschaftliche Einträge oder fehlerhafte Anlagen zurückzuführen. Dank des guten Überwachungssystems sind die potentiellen Risiken für die Verbraucher allerdings minimal. Meist geht es dabei um Coliforme Bakterien, die punktuell im Trinkwasser verstärkt auftreten können. Die früher häufig diskutierte Nitratbelastung des Trinkwassers ist inzwischen so gut wie kein Thema mehr. 1999 lag die Überschreitungsrate bei etwa 1,1 Prozent, bis 2004 war diese bereits auf 0,13 Prozent abgesunken und heute liegt sie quasi bei Null. Möglich wurde dies durch die gezielte Einführung von Aufbereitungsanlagen zur Nitratentfernung und durch die systematische Mischung von belasteten durch weniger belastete Wässer.
UNO-Weltwasserbericht: Deutschland nur auf Rang 57?
Wer im Internet nach einem internationalen Vergleich der Wasserqualität sucht, stößt unweigerlich auf Horrormeldungen, dass Deutschland hier abgeschlagen auf Platz 57 läge, noch hinter Entwicklungsländern wie Bangladesch. Bei genauerer Betrachtung ist das jedoch schnell irreführend und kein Grund, sich zu beunruhigen. Es ist zwar richtig, dass Deutschland im ersten Welt-Wasserbericht von 2003 auf diesem Rang landete, verantwortlich dafür war allerdings nicht die hierzulande niedrige Wasserqualität, sondern der Einsatz unzureichend entwickelter Indikatoren samst einer mangelhaften Datenbasis. Dies wurde von der deutschen UNESCO-Kommission klargestellt. Wie weit oben Deutschland im internationalen Vergleich beim Trinkwasser steht, kann nicht eindeutig mit einem Rang ausgedrückt werden – die Position 57 aus dem ersten Welt-Wasserbericht macht jedoch überhaupt keinen Sinn. Seit 2003 sind inzwischen sechs weitere Welt-Wasserberichte erschienen, eine verallgemeinernde Rangliste wird nach der Kontroverse bei der ersten Ausgabe seitdem nicht mehr geführt.
Deutsches Trinkwasser im europäischen Vergleich
Auch für die Mitgliedsländer der Europäischen Union gibt es keine eindeutige Rangliste, obwohl die EU Kommission verbindliche Standards für die ganze EU festgelegt hat. Was man allerdings finden kann ist ein Ländervergleich mit den jeweiligen Einhaltsquoten großer Wasserversorgungsanlagen in Prozent für mikrobiologische und chemische Parameter. Was mikrobiologische Belastungen betrifft liegt Deutschland hier in der Spitzengruppe mit der höchsten Trinkwasserqualität. Bezüglich chemischer Belastungen ist die Bundesrepublik ebenfalls gut aufgestellt, auch wenn es von 27 EU-Ländern zehn Staaten gibt, die Deutschland hier noch übertreffen.
Das Problem nicht überwachter Stoffe
Auch wenn das deutsche Trinkwasser im internationalen Vergleich exzellent sein mag, kann es darin versteckte Gefahren geben. Stoffe, die in der Trinkwasserverordnung nicht aufgeführt sind, werden von den vorgeschriebenen Wasseranalysen nicht erfasst und fallen durch das Raster. Dies können etwa Hormone sein, Medikamentenrückstände und auch radioaktive Substanzen. Der Verlag Öko-TEST hat sich dem Thema im Jahr 2014 einmal angenommen und das Trinkwasser in 69 deutschen Städten genauer untersucht. Die Tester kamen dabei zum Schluss, dass das Trinkwasser in Deutschland bedenkenlos empfehlenswert sei. Bei aufwändigen Laboruntersuchungen wurden allerdings geringe Konzentrationen von radioaktiven Kontrastmitteln aus dem medizinischen Bereich, Schmerzmitteln wie Naproxen, Lipidsenkern wie Clofibrinsäure und andere Arzneistoffe gefunden. Besonders häufig werden in Deutschland Rückstände des beliebten Schmerzmittels Aspirin und der Antibabypille im Trinkwasser gefunden, wenn auch in unbedenklich niedrigen Konzentrationen. Die genannten Stoffe werden von den Menschen ausgeschieden oder – statt in der Apotheke zu entsorgen – direkt in die Kanalisation eingebracht, in den Klärwerken jedoch nur unzureichend abgebaut. Über Umwege wie Flüsse gelangen sie dann nach und nach in das Grundwasser. Dabei ist die große Menge der verbrauchten Mittel relevant. Wie das Umweltbundesamt ermittelt hat, wurden im Jahr 2012 8.120 Tonnen derartiger Wirkstoffe mit möglicher Umweltrelevanz hergestellt.
Filteranlagen zur zusätzlichen Aufbereitung
Wer Pech hat und in einem Landkreis mit weniger guter Wasserqualität lebt oder den Unbedenklichkeitsäußerungen der Toxikologen und Prüflabors nicht traut, kann mit einer Filteranlage sein Wasser selbst nahezu perfekt aufbereiten. Da dies in aller Regel nur für das zum Trinken und Kochen verwendete Wasser gemacht wird, sind die laufenden Kosten nach einer einmaligen Anschaffung relativ gering. Für den Dauereinsatz eignen sich am besten mehrstufige Untertisch-Geräte, die man etwa unter der Spüle in der Küche anbringen und mit einem gesonderten Wasserhahn versehen kann. Für die erwähnten Stoffe in niedrigsten Konzentrationen, aber auch für erhöhte Nitratbelastung eignen sich gut Filteranlagen mit Umkehr-Osmosetechnik. Bei diesen wird das Wasser mit einer mikroskopisch feinen Membran gefiltert, die bestimmte Moleküle nicht durchlässt. In Kombination mit Aktivkohlefiltern und einem Mineralisierungsfilter zur Anreicherung mit Mineralien kann so eine nahezu perfekte Wasserqualität erreicht werden, die sogar die von teurem Mineralwasser übertrifft. Für den professionellen Bereich gibt es auch an das Leitungsnetz angeschlossene Wasserspender, die das Wasser filtern und mit Hilfe von UV-Desinfektion für absolute Keimfreiheit sorgen.
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- Quelle: red | Foto Trinkende: stuarthampton / stuart hampton, Foto Talsperre: NGSOFT / Norbert Graube, beide Pixabay und Lizenz CC0 Public Domain
- Erstellt am 01.08.2018 - 08:09Uhr | Zuletzt geändert am 10.10.2022 - 09:47Uhr
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