Berzdorfer See erreicht "Unteren Zielwasserstand"

Görlitz | Senftenberg / Zły Komorow, 6. Februar 2013. Eine Entwicklung am Berzdorfer See lässt sich nicht verhindern: Das Wasser steigt. Der Wasserstand wird von der Lausitzer und Mitteldeutschen Bergbau-Verwaltungsgesellschaft mbH (LMBV) planmäßig überwacht. Die heutige Messung ergab einen Wasserstand von 186,01 Metern über Normalnull*) (NN). Damit ist der "Untere Zielwasserstand" um einen Zentimeter überschritten. Die vorangegangene offizielle Messung, die am 30. Januar 2013 durchgeführt worden war, hatte einen Wasserstand von 185,91 Metern angezeigt.

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Kuyumcu: Vision vom östlichsten See Deutschlands ist wahr geworden

Der Vorsitzende der Geschäftsführung der LMBV, Prof. Dr.-Ing. Mahmut Kuyumcu zeigte sich erfreut angesichts des Flutungsfortschrittes: „Die Vision vom östlichsten See Deutschlands ist wahr geworden und der Berzdorfer See voll. Damit eröffnen die Seenmacher von der LMBV der Region im Dreiländereck mit Polen und Tschechien neue Chancen, die es künftig weiter zu nutzen gilt. Mein Dank gilt allen an diesem Prozess beteiligten in Dresden und Görlitz, insbesondere aber auch den polnischen Partnern, die eine Nutzung des Grenzflusses ermöglicht hatten.“

Erst am 17. Dezember 2012 hatte die LMBV die Flutung des Berzdorfer Sees mit Wasser aus dem Flüsschen Pließnitz wieder aufgenommen. Sie war wegen Hochwasserschäden für längere zeit unterbrochen gewesen. Seit der Wiederaufnahme sind rund vier Millionen Kubikmeter Wasser in den See geflossen, aktuell sind es etwa 1,8 Kubikmeter, die sekündlich zufließen.

Für die Bewirtschaftung des Berzdorfer Sees sollen 186,20 Meter NN erreicht werden. Das Anstaukonzept sieht vor, im April 2013 kurzzeitig auf Höchstpegel von 186,50 Metern NN zu kommen.

Der in einem früheren Braunkohlentagebau entstandene Berzdorfer See soll nach dem Ende des Probestaus zirka 960 Hektar Fläche einnehmen und eine Maiximaltiefe von 71 Metern aufweisen. Dazu müssen insgesamt rund 333 Millionen Kubikmeter Wasser in den Tagebau eingeleitet werden.

Am Berzdorfer See sollen touristische Nutzungen an mehreren Strandabschnitten möglich werden. Die besonders günstigen Windverhältnisse könnten vor allem den Segelsport voranbringen.

Vorgeschichte der Flutung

Dass die Görlitzer Badewanne nun Unterkante voll ist, hat eine jahrelanger Vorgeschichte. Die nötigen Arbeiten dazu wurden von der LMBV und ihren Partnern erbracht.

Der offizielle Flutungsstart war am 1. November 2002. Das war nach der schrittweisen Einstellung des Tagebaubetriebs bis 1997 vorbereitet worden. Schon seit 1994 hatte die LMBV Leistungen zur umwelttechnischen Sanierung des Tagebaus Berzdorf erbracht, um die vom Bergbau beanspruchten Flächen wieder nutzbar zu machen und die öffentliche Sicherheit zu gewährleisten. Auf der Grundlage bergrechtlicher Betriebsplanverfahren mussten kilometerlange Böschungen abgeflacht und standsicher gestaltet werden. Die Kippenflächen wurden rekultiviert. Außerdem mussten der Grundwasserwiederanstieg und die Flutung des Sees kontrolliert werden.

Die Bergbaugeschichte im Süden von Görlitz verweist auf 170 Jahre Braunkohleabbau. Begonnen hatte alles in bescheidenen Gruben sowohl im Tief- als auch im Tagebau. Erst die wachsende Technisierung ermöglichte es, das im Berzdorfer Becken lagernde bis zu 140 Meter mächtige Flöz industriell abzubauen.

Als der Abbau für nahezu 20 Jahr unterbrochen wurde, lief die alte Berzdorfer Grube voll Grundwasser. Aber kurz nach dem Zweiten Weltkrieg kam das Unternehmen wieder in Gang: Das Wasser wurde abgepumpt, der Tagebau Berzdorf erneut aufgeschlossen.

Zunächst wurde die Kohle als Heizmaterial abgebaut, dann aber hauptsächlich in den benachbarten Kraftwerken Hagenwerder I, II und III verstromt. In den letzten Betriebsjahrzehnten wurde die abgebaute Kohle mit Förderbändern zum Kraftwerk transportiert - ein Zugeständnis an die Enge in der Beckenlagerstätte. Bedrohlich waren immer wieder Rutschungen am Grubenrand. Ursache der Rutschungen waren die geologische Zusammensetzung der Lagerstätte und die steil abfallenden Böschungen.

Woher das Wasser stammt

Das Wasser des Berzdorfer Sees stammt hauptsächlich aus der Lausitzer Neiße, dem deutsch-polnischen Grenzfluss. Als Zuläufe wurden auch die Pließnitz, das Jauernicker Wasser, der Buschbach und das Kleinneundorfer Wasser genutzt..
Binnen zwei Jahren - von 2000 bis 2002 - wurde ein 2,2 Kilometer langer Einlaufgraben aus der Pließnitz gebaut, den 2,5 Kubikmeter Wasser pro Sekunde durchströmen können.

Eine ingenieurtechnische Meisterleistung


Um deutlich schneller Wasser in den See zu bringen wurde die neiße mit Hilfe eines Überleiters angezapft. Der endet an Pontons, die im September 2002 im ehemaligen Tagebau ankamen und 15 Monate später - am 4. Februar 2004 - als schwimmende Betonplattform mit einem Styroporkern die Einleitung des ersten Neißewassers erlaubten. Die aufsteigenden Fontänen führten für die PVC-Rohre zum Spitznahmen "Flutungskanonen".
Die Zulaufanlage an der Neiße befand sich südlich von Deutsch-Ossig, wo der geringste Abstand zwischen Fluss und Tagebaurestloch war. Monatelang wurden ab 2003 zwei Rohrstränge durch das Erdreich vom Tagebau bis zur Neiße gepresst.
Die Realisierung der Neißewassereinleitung war eine enorme ingenieurtechnische Leistung: Auf über einem Kilometer mussten 65 Metern Höhendifferenz überwunden werden, die unterirdischen parallelen Rohrleitungen, die in den Einlauftrichtern endeten, hatten jeweils 1,60 Meter Durchmesser.

Durch den Neißeeinleiter schossen pro Rohr bis zu fünf Kubikmeter Wasser pro Sekunde - vorausgesetzt, der Fluss führte ausreichend Wasser. Das war durch eine vertragliche Vereinbarung mit dem polnischen Nachbarn geregelt. Zwitweise führte die Neiße bis zu 50 Kubikmeter Wasser in der Sekunde, von denen fast 20 Prozent für den Berzdorfer See abgezweigt wurden. Eine Anzeigetafel der LMBV zeigte stets den aktuellen Wasserstand an.

Voraussetzungen für den Tourismus

Das Hafenbecken Tauchritz wurde im Jahr 2007 fertig. Ein weitere wichtiger Schritt i Richtung touristische Erschließung war der Verkauf zentraler Flächen am Ufer des Berzdorfer Sees durch die LMBV an die Stadt Görlitz zum Jahresende 2008. Dazu gehörten beispielsweise der Bereich des Hafens Tauchritz, des Campingplatzes sowie des Strandes bei Deutsch-Ossig.

Parallel dazu hatte eine vorfristige Seenutzung - als vertraglich vereinbarten Zwischennutzung - begonnen.

Folge der Flut 2010: Verzögerung

Dramatisch wurde es im Jahr 2010, als das Neiße-Hochwasser weite Böschungsbereiche und das im Bau befindliche Auslaufbauwerk der LMBV beschädigte. Daraufhin wurde die Flutung unterbrochen. Bis ins Jahr 2012 musste die LMBV das Auslaufbauwerk völlig neu planen und errichten. Erst im Winter 2012 konnte die Flutung fortgesetzt werden.

*)
Das "Normalnull" (NN) galt in Deutschland bis zum Jahr 1992 als amtliche Bezugsfläche für Höhen über dem Meeresspiegel. Es wird oft für den "mittleren Meeresspiegel" verwendet.

Kommentare Lesermeinungen (1)
Lesermeinungen geben nicht unbedingt die Auffassung der Redaktion, sondern die persönliche Auffassung der Verfasser wieder. Die Redaktion behält sich das Recht zu sinnwahrender Kürzung vor.

Berzdorfer See

Von Kießlich am 11.02.2013 - 15:27Uhr
Ich freue mich für die Stadt Görlitz und Umgebung, dass es gelungen ist, so einen schönen See anzulegen - auch wenn ich diesen wahrscheinlich nicht mehr besuchen kann (Pflege meiner kranken Frau).

Bin mehr oder weniger in Görlitz aufgewachsen. Nach dem Kriege hat es mich in den Westen verschlagen. Aber im Herzen bin ich immer Görlitzer geblieben und verfolge immer das Geschehen rund um die Stadt..

Also noch mal alles Gute und Erfolg für Görlitz und den See.

Harry Kießlich, Hildesheim

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  • Quelle: red | Fotos: LMBV, Peter Radtke, und BeierMedia.de
  • Erstellt am 06.02.2013 - 14:15Uhr | Zuletzt geändert am 06.02.2013 - 22:36Uhr
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