Das letzte Konzert im Zelt – und der Beginn einer neuen Zeit

Görlitz / Zgorzelec, 7. Januar 2014. Es ist ein besonderes Neujahrskonzert, zu dem der MEETINGPOINT MUSIC MESSIAEN in jedem Jahr am 15. Januar einlädt. Immer am Jahrestag der Uraufführung im Kriegsjahr 1941 wird am historischen Ort Olivier Messiaens „Quartett auf das Ende der Zeit“ gespielt. Zur siebenten Auflage werden am kommenden Mittwoch vier junge Musiker aus Belgien auftreten. Lieselot Watté (Violoncello), Sven Van De Voorde (Klarinette), Mathias Coppens (Klavier), Jens Lynen (Violine) bilden gemeinsam das Quartett "TetraGonist“. Die Musiker beschäftigen sich seit einigen Jahren auch intensiv mit der Geschichte der belgischen Kriegsgefangenen und sind bei ihren Recherchen auf die Entstehungsgeschichte des berühmten Messiaen-Quartetts und auf das Kriegsgefangenenlager Stalag VIIIa am südöstlichen Stadtrand des damaligen Görlitz gestoßen.

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Erstmals mit Begleitprogramm

Thema: Meetingpoint Music Messiaen

Meetingpoint Music Messiaen

Der MEETINGPOINT MUSIC MESSIAEN e.V. will auf beiden Seiten der Lausitzer Neiße die Geschichte des Kriegsgefangenenlagers Stalag VIIIa wieder bewusst machen. Bezugsperson ist der französische Komponisten Olivier Messiaen (1908-1992), der als Kriegsgefangener hier war. Der Meetingpoint organisiert internationale Jugendbegegnungen, musikpädagogische Projekte und erforscht die Geschichte des Lagers.

Die siebente Auflage dieses Konzertes wird zugleich ein Finale sein: Das letzte Konzert im Zelt. Vom kommenden Jahr an soll das "Quartett auf das Ende der Zeit“ im neuen "Europäischen Zentrum für Bildung und Kultur – MEETINGPOINT MUSIC MESSIAEN“ gespielt werden. Dieses Zentrum wird mit Fördermitteln aus dem Ziel-3-Programm der Europäischen Union bis zum Ende dieses Jahres gebaut, nach fünfjähriger Vorbereitungszeit. Alle Genehmigungen sind erteilt, Baubeginn wird unmittelbar nach dem Konzert am 15. Januar sein.

Görlitzer Museen und Stadtbibliothek involviert

Zum Finale gesellt sich eine Premiere. Erstmals wird es ein Begleitprogramm zum Konzert geben. Die Museen in Görlitz sowie die Stadtbibliothek bieten am Wochenende vom 11. und 12. Januar in Kooperation mit dem MEETINGPOINT Sonderführungen und Vorträge an, die das geschichtliche Umfeld beleuchten, in dem Olivier Messiaen seinen Zwangsaufenthalt in Görlitz erlebte, und die auf Besonderheiten in Messiaens Musik aufmerksam machen. Diese Angebote richten sich ausdrücklich nicht nur an Experten, sondern alle Interessierten.

Der Sonnabend, 11. Januar, ist der Geschichte gewidmet, und zwar nicht nur den dunklen Seiten von Terror, Gefangenschaft und Krieg, sondern viele Facetten des Alltagslebens mit seinen kulturellen, wirtschaftlichen und politischen Aspekten. Für die Städtischen Sammlungen für Geschichte und Kultur bietet Historikerin Ines Anders Sonderführungen zur Geschichte der 1930er Jahre in Görlitz an, Ratsarchivar Siegfried Hoche zeigt die Welt von damals in Bildern, die Kulturreferentin im Schlesischen Museum, Annemarie Franke, beleuchtet die Situation Schlesiens während des Nationalsozialismus. Der Görlitzer Geschichtslehrer Thomas Warkus, einer der besten Kenner des Kriegsgefangenenlagers Stalag VIIIa, stellt Ergebnisse seiner eigenen Forschungen zu diesem jahrzehntelang verdrängten und vergessenen Thema in einem exklusiven Vortrag vor.

Der Sonntag, 12. Januar, gehört dann ganz der Musik Olivier Messiaens. Der Komponist hat sich nicht nur während der Arbeit an seinem Quartett auf das Ende der Zeit im Stalag VIIIa von Naturgeräuschen inspirieren lassen. Besonders Vogelstimmen beeinflussen sein musikalisches Werk entscheidend. So heißt ein Satz im Quartett "Abgrund der Vögel“. Das Senckenberg-Museum für Naturkunde lädt am Sonntagnachmittag ein, den Komponisten und dessen Verhältnis zur Natur als göttlicher Schöpfung kennenzulernen. Der Dresdner Messiaen-Spezialist Friedhard Förster gibt eine Einführung in die Musik Messiaens und der Ornithologe am Senckenbergmuseum Dr. Markus Ritz berichtet über seine Vogelstimmen-Erkundungen auf dem über Jahrzehnte zugewucherten, 30 Hektar großen Stalag-Gelände.

Alle Beteiligten freuen sich auf dieses besondere Wochenende, das nur der Auftakt für eine Reihe von Veranstaltungen sein soll, die über Görlitz und die Region während des Zweiten Weltkrieges informieren.

Begleitprogramm zum Messian-Konzert am 15. Januar 2014
Der Eintritt für alle Veranstaltungen ist kostenlos, um Spenden wird gebeten.

Sonnabend, 11. Januar 2014 - Geschichtlicher Tag

11 Uhr
"Die unbequeme Wahrheit – das Stalag VIII A“
Vortrag von Thomas Warkus (ca. 30 min.)
Stadtbibliothek Görlitz (Galerie), Jochmannstr. 2-3, Görlitz.
Die Kinderbetreuung ist während des Vortrages gewährleistet (Vorlesen in der Kinderbibliothek).

13 Uhr | 15 Uhr
"Schlesien im Nationalsozialismus“
Führung und Gespräch in der Dauerausstellung mit Annemarie Franke
Schlesisches Museum zu Görlitz, Untermarkt 4.

14 Uhr
"Görlitz in der NS-Zeit“
Bildvortrag von Ratsarchivar Siegfried Hoche (ca. 30 min.)
Ratsarchiv (Kleiner Sitzungssaal), Untermarkt 6-8, Görlitz.

10 Uhr | 11 Uhr | 12 Uhr | 13 Uhr
"Görlitz unterm Hakenkreuz“
Führung durch die neue Dauerausstellung mit Ines Anders (20 min.)
Kaisertrutz, Platz des 17. Juni 1, Görlitz.

17 Uhr
Film "The Great Escape" (USA, 1963), Reg. John Sturges
über die Flucht der Kriegsgefangenen aus dem Stalag Luft III in Sagan (heute Żagań) mit kurzer Einführung von Mariusz Tokarczyk, Leiter des Kinos (2 Std. 52 min.)
Kino PoZa NoVa im Städtischen Kulturhaus, ul. Parkowa 1, Zgorzelec.

Sonntag, 12. Januar 2014 – Musikalischer Tag

13 bis 17 Uhr
Eintritt für das Museum frei!
Senckenberg Museum für Naturkunde, Am Museum 1, Görlitz.

15 Uhr
"Werkeinführung zu Messiaens Musik“
Vortrag von Friedhard Förster – Seminarraum (ca. 30 min.)
Senckenberg Museum für Naturkunde, Am Museum 1, Görlitz.

16 Uhr und 17 Uhr
„Vogelstimmenführung“ mit Dr. Markus Ritz, SMNG - Oberlausitzausstellung
Senckenberg Museum für Naturkunde, Am Museum 1, Görlitz.

17 Uhr
Ausstellungseröffnung: „Gemalte Werke zur Musik Olivier Messiaens“
Die Werke wurden während des Kunstunterrichtes in der Pracownia Plastyczna „Pod Kopułą” im Städtischen Kulturhaus in Zgorzelec unter der Leitung von Agata Szmigiel gefertigt.
Klub Afirmacja, ul. Partyzantów 2, Zgorzelec.

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  • Quelle: red | Fotos: © www.BeierMedia.de
  • Erstellt am 07.01.2014 - 21:08Uhr | Zuletzt geändert am 27.06.2018 - 08:00Uhr
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