B178n: Planung nach dem Motto wünsch Dir was?
Landkreis Görlitz, 17. Februar 2015. Von Elke Fasler. Den Leipziger City-Tunnel und den fünf Kilometer langen "Neuabschnitt 1.1" der B178 verbinden Gemeinsamkeiten: Beide Verkehrsprojekte wurden von der DEGES geplant und die politischen Argumente für die Notwendigkeit dieser Baumaßnahmen ähneln sehr.
Mutiert Zittau zur Sternschnuppe?
So schrieb am 14. Dezember 2013 Felix Holtermann in der FAZ zur Notwendigkeit des Baus des Leipziger City-Tunnels: "Mit dem Projekt verbinden sich politische Hoffnungen auf die Belebung der strukturschwachen Regionen, auf einen Stopp der Abwanderung in den Westen."
Mit dem Neubau der B178 wurde aus ähnlichen Gründen und mit dem Wissen um die Entwicklungschancen der hiesigen Wirtschaft eine LEISTUNGSFÄHIGE Verkehrsverbindung vom Drei-Länder-Eck (D/PL/CZ) durch den Wirtschaftsraum der Oberlausitz zur A 4 favorisiert.
Keine Ahnung?
In der Projektplanung für die ca. 5,1 km lange Trasse - den VIER-streifigen Neubau A 4 - Nostitz - veröffentlicht die "Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs- und -bau GmbH", kurz DEGES, unter der Rubrik Ausblick allerdings auch folgendes: "Für den Baubeginn der Maßnahme ist die Rechtskraft des Planfeststellungsbeschlusses Voraussetzung." Das ist korrekt. Trotzdem frage ich mich als Laie, hätte eine derart renommierte Projektmanagementgesellschaft wie die DEGES, an der die Bundesrepublik Deutschland mit 29,8 Prozent und 12 Bundesländer mit je 5,91 Prozent beteiligt sind, nicht ahnen können, dass die "Rechtskraft des Planfeststellungsbeschlusses" in Frage gestellt und damit die Vierspurigkeit der notwendigen Trasse ausgehebelt werden kann?
Seit Jahrzehnten streiten Gegner und Befürworter der B178n in aller Öffentlichkeit um ihr Recht. Hätte der prominente Planer diverse Streitpunkte bei der Planung der VIERSPURIGEN Trasse nicht vorausschauend bei der Planung bedenken können oder werden Verkehrsprojekte nach dem Motto "wünsch Dir was" entwickelt?
Jede Neuplanung kostet Geld und hemmt die wirtschaftliche Entwicklung.
Sternschnuppe Zittau?
Wenn die dreispurige Variante zur Pflicht wird, dann wird der hiesige Wirtschaftsstandort sichtlicht, in manchen Augen sogar dramatisch abgewertet und es werden den Unternehmern unserer Region und deren Arbeitnehmern, den Einwohner aus Zittau und Umgebung sowie zukünftigen Generationen Zukunftschancen verbaut.
Zur Erinnerung: Anlässlich der EU-Osterweiterung im Jahr 2004 unter dem Motto "Sternstunden Europas" war neben Helmut Kohl zahlreiche internationale Politprominenz zu Gast. Bundeskanzler Gerhart Schröder, der mit seinen Amtskollegen aus Polen und Tschechien den Spatenstich für den grenzüberschreitenden Weiterbau der B178 machte, hat damals sehr eindrucksvoll auf die wirtschaftliche und politische Bedeutung dieses Dreiländerecks und der verbindenden Straße verwiesen. Diese Meinung wurde von vielen Landes- und Bundespolitikern unterstützt. Wie wahr!
Über ein Jahrzehnt nach diesen "Sternstunden" ist Zittau scheinbar bei politischen Überlegungen zur Sternschnuppe mutiert. Zittau ist nicht unschuldig an dieser Fehleinschätzung. Viel zu zaghaft wirbt die Stadt für das vorhandene Potenzial und die Brückenfunktion nach Osteuropa.
Ein erster Schritt zu mehr Selbstbewusstsein wäre, den Landtagsabgeordneten Stefan Meyer und die Unternehmer mit Argumenten beim Engagement für den vierspurigen Ausbau der B178 zu unterstützen. Wir alle müssen die verantwortlichen Politiker davon überzeugen, dass die B178n unabhängig von Rechtstreitigkeiten und Verkehrsprognosen eine Lebensader für die Region ist. Wo ein Wille ist, da findet sich auch im beidseitigen Interesse der Befürworter und Gegner ein Weg zum Ziel - eine B 178 n, die tatsächlich wirtschaftlichen Aufschwung ermöglicht und die dem Naturschutz und Rechtsansprüchen der Bauern und Landwirte gerecht wird.
Entscheidend: Die Kohle
Noch glauben die Menschen an eine Lösung und den Bau einer vierspurigen Straße. Mit schwarzen Humor reagiert so mancher auf die Hiobsbotschaft aus dem sächsischen Verkehrsministerium: "Was wäre, wenn man im SMWA das 'Honecker-Papier' in die zukünftige Planung einbezieht und die Braunkohlevorkommen unter Zittaus Mutterboden werden wegen der neuesten Pläne Vattenfalls zum Gelingen der Energiewende gebraucht und abgebaggert? Dann bekommen wir mindestens eine vierspurige Straße für den Abtransport der Kohle…"
Hintergründe im Görlitzer Anzeiger erfahren:
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- Quelle: Elke Fasler
- Erstellt am 17.02.2015 - 08:26Uhr | Zuletzt geändert am 17.02.2015 - 09:24Uhr
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