Dr. Albrecht Goetze zieht sich zurück
Görlitz, 20. Dezember 2012. Einer der ganz Großen der Görlitz-Zgorzelecer Kulturszene zieht sich aus seinem aktiven Wirken zurück: Dr. Albrecht Goetze, der mit schier endlosem und mitreißendem Engagement seit 2006 den MEETINGPOINT MUSIC MESSIAEN maßgeblich entwickelt hat, verabschiedet sich mit einem Lob auf einen Industriemanager, der heute Oberbürgermeister der Stadt Görlitz ist. Für seinen Rückzug nennt Dr. Goetze gesundheitliche Gründe.
Mitteilung aus dem MEETINGPOINT MUSIC MESSIAEN
Thema: Meetingpoint Music Messiaen
Der MEETINGPOINT MUSIC MESSIAEN e.V. will auf beiden Seiten der Lausitzer Neiße die Geschichte des Kriegsgefangenenlagers Stalag VIIIa wieder bewusst machen. Bezugsperson ist der französische Komponisten Olivier Messiaen (1908-1992), der als Kriegsgefangener hier war. Der Meetingpoint organisiert internationale Jugendbegegnungen, musikpädagogische Projekte und erforscht die Geschichte des Lagers.
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Die Zukunft des MEETINGPOINT MUSIC MESSIAEN begann in einer vor der bedingungslosen Kapitulation des Deutschen Faschismus am 8. Mai 1945 den europäischen Kontinent an den Rand des Auslöschens treibenden Zerstörung von Geist, Leben, Menschlichkeit - also dem, was unser Begriff von Kultur umfasst. Zu dem Hellen, was sich dennoch an unscheinbaren, unerwarteten Orten wie von selbst entzündete, gehört das QUARTETT AUF DAS ENDE DER ZEIT des Franzosen Olivier Messiaen (1908 - 1992); komponiert von einem Gefangenen, erstmals gespielt von Gefangenen für Gefangene in der KulturBaracke des damals in Görlitz gelegenen Kriegsgefangenenlagers StaLag VIIIa am 15. Januar 1941. 2006 war diese Vergangenheit des jetzt im Ortsteil Ujazd der Doppelstadt Görlitz-Zgorzelec auf der polnischsprachigen Seite der Neiße liegenden Terrains von Bäumen, Gebüsch und Gras überwachsen wie eine Wunde, deren Schmerzen und Tiefe unter der Narbe verborgen sind. 120.000 Gefangene wurden hier zwischen 1939 und 1945 registriert, litten - und Tausende von Ihnen ließen die Deutschen Bewacher elend verhungern und in einer Grube verkippen.
Das Vergessen, das gänzliche Verschwinden aus dem Bewusstsein der Stadt, haben etwa 50 Minuten Musik und zwei mutige, sich selbst motivierende Menschen, die Schriftstellerin Hannelore Lauerwald und der Historiker Roman Zglobicki verhindert. Und die sich in einer Idee bündelnde Kraft von Jugendlichen, Kindern, Musikern, aber - und das ist das kaum Glaubbare - auch politisch Verantwortlicher auf beiden Seiten des die Stadt wie eine Aorta durchpulsenden Flusses. Zündfunke war eine vom damaligen General Manager der Firma Bombardier vorausschauend unterstützte kreative Arbeit, mit der etwa 1.000 Jugendliche bildnerische Werke schufen, großartiges Grafitti auch - und deren vereinte Energie in zwei multimedialen Festen gipfelte, aus denen eine Begeisterung hervorbrach, wie aus dem vulkanischen Doppelkegel Landeskrone, dem Wahrzeichen der Stadt. KINDER ZUM OLYMP war plötzlich keine Phrase in einem Land, was solche Formeln längst wieder benutzt, um zu vertuschen, wie jämmerlich der Teil des von allen erarbeiteten Mehrwerts ist, der dabei hilft, Kinder und Jugendliche zweckfrei ihre Persönlichkeit entwickeln und entfalten zu lassen - als beste Investition in die Zukunft einer Gesellschaft.
Diesen Impuls, vom Industriemanager sofort erkannt, von den für die Kultur der Stadt Görlitz Verantwortlichen ignoriert, nutzten sieben Menschen der trinationalen Region als immaterielles Startkapital für den MEETINGPOINT MUSIC MESSIAEN, der ausgerechnet auf einem von Leid belasteten Gelände, dem des ehemaligen Kriegsgefangenenlagers, erweist, daß die unüberwindliche Kraft die des menschlichen Vorstellungsvermögens ist. Kinder und Jugendliche haben sie in Überfülle. Im Schutz der inzwischen weltberühmten Komposition Messiaen's, der Fantasie der Kinder, von Landrat, Bürgermeistern und dem Leiter der Gemeinde Zgorzelec, dem Landrat von Görlitz, der den MEETINGPOINT beschirmenden Sächsischen Staatsministerin für Wissenschaft und Kunst, einem großen Kreis von Freunden und Förderern, der finanziellen Hilfe vieler Stiftungen und des Kulturraumes, zu dessen Beitrag die Stadt einen Anteil hinzufügen muss und der einzigartigen Unterstützung durch das Patenorchester Staatskapelle Dresden, gelang das anfangs nicht Vorstellbare.
Für die Sieben eine natürlich ebenso nicht vorstellbare unermüdliche Arbeit, die nun in den Bau des MEETINGPOINT mündet, gefördert von ZIEL 3. D a s binationale Vorhaben von Freistaat Sachsen und Dolny Slask, so haben es im Mai 2012 der Ministerpräsident und der Marschall beider Länder genannt.
Am 20. Dezember 2012 nun wird einer der Sieben, Albrecht Goetze, aus gesundheitlichem Grund sich ganz zurückziehen, mit Dank an alle Kinder und Jugendlichen, sein Team und die, die unbeirrbar zu ihm gestanden haben. Und schon beim sechsten Zeltkonzert in weniger als vier Wochen, mit den Solisten Romain Guyot, Yuki Manuela Janke, Isang Enders und Roger Muraro, wird sich zeigen, wie die Kraft des gesamten Vorhabens und aller es Tragenden, einen kulturellen Zentralnerv von Paris über Dresden, Görlitz-Zgorzelec, Wroclaw bis Warszawa belebt, vital, wie eben all die Kinder und Jugendlichen, die seit 2004 nicht auszubremsen waren, von Niemandem und Nichts. Und der weitsichtige Manager von damals ist seit einigen Monaten Oberbürgermeister der Stadt. Die Kinder werden es merken, alle jetzt schon im Vorhaben Vereinten auch – und damit wird die in Finsternis begonnene Zukunft genau zu dem führen, was die Europastadt für Region und den sich einenden Kontinent im richtigen Licht erscheinen lässt: ihre Kultur, die 1945 fast am Erlöschen war, und zu der nun alle beitragen und sich an ihr ihr beteiligen können. Im MEETINGPOINT MUSIC MESSIAEN ist die Zukunft in der Gegenwart angekommen.
Mehr:
http://www.messiaen.themusicpoint.net
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- Quelle: red | Foto: BeierMedia.de
- Erstellt am 20.12.2012 - 06:13Uhr | Zuletzt geändert am 27.06.2018 - 07:57Uhr
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