Zwei Görlitzer wollen Sachsenkönig werden

Görlitz | Dresden, 22. August 2017. Görlitz, die Filmstadt an der Neiße, wird nun endgültig auch noch Literatenstadt. Wer muss da nicht an die unbefleckte Empfängnis denken? Fakt ist: Erstmals haben sich gleich zwei (nicht etwa beide) Poeten aus dem Westteil der Europastadt Görlitz-Zgorzelec für das sächsische Finale im Poetry Slam am kommenden Sonnabend in Dresden qualifiziert. Neben dem bereits leicht angerosteten Bühneneisen Mike Altmann hat Jungspund Marc mit C den Sprung zum "Grand Slam of Saxony" geschafft, wie der Wettbewerb heroisierend heißt. Die Kokurrenz hört auf glanzvolle Namen: Kaddi Cutz und Erik Leichter, Nhi Le, Valentina Musselius, Jan Lindner, David Klein und Friedrich Herrmann. Nur Mut, Ihr Jungens von der Neiße!
Abbildung oben: Das ist Marc mit C, ein Ruhrpötter, der als Immigrant in Görlitz mit Hilfe der Gerstensaftmethode erfolgreich sozialisiert wurde. Er hätte auch keine andere Chance gehabt.

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Von der Neiße- in die sächsische Elbmetropole

Thema: Lesebühnen

Lesebühnen

Lesebühnen sind in Görlitz fester Kulturbestandteil - teils musikalisch unterlegt, teils mit Autoren von vor Ort, teils mit weitgereisten Schreib- und Lesenden.

Marc mit C (falsch: Marc mit Zeh) heißt natürlich nicht wirklich so, aber vielleicht sollte man tatsächlich seinen Namen ändern, wenn man seinen Ursprung im Ruhrpott hat. Nachdem er zwischenzeitlich in Kassel und Düsseldorf gelebt und gearbeitet hat, emigrierte der gelernte Journalist im Jahr 2016 und fand als Wirtschaftsflüchtling Aufnahme in Görlitz. Weshalb Görlitz? Weil man in Deutschland nicht weiter kommen kann, wenn man den Westen hinter sich lassen will.

In Görlitz arbeitet der C-Marc im Kollektiv einer regionalen Tageszeitung, Wortaneinanderreihungen sind also gewissermaßen sein Ding. Beim Schreiben blieb es nicht, er nuschelt seit Oktober 2012 regelmäßig in die Mikrofone der Slams, der Lese- und der Kleinkunstbühnen. In den Schriften der Weisen von Turisede hat er gelesen und verstanden, dass man, bevor man das 30. Lebensjahr abgelaufen ist, einen Baum gepflanzt, ein Kind gezeugt und eine Slam-Landesmeisterschaft gewonnen haben sollte. Um zumindest letzteres noch zum Gelingen zu bringen, wird er sein Glück in Dresden versuchen.

Etwas melancholisch blickt Mike Altmann auf die 30 Lenze seines Mitstreiters. Er und nur er ist der zweite niederschlesische Starter beim großen Sachsenslam. Altmann ist literaturtinteressierten Neißestädtern von der etablierten Lesebühne Hospitalstraße, jedoch auch von anderen Experimenten der Wortkultur bekannt, so dem östlichsten Poetry Slam Deutschlands "WORDKA", den er moderiert.

Auch Altmann hat journalistische Wurzeln. Bei der örtlichen Tageszeitung verdiente er sich die ersten Sporen (ohne kommt man da nicht durch), wechselte dann vom Schreibstübchen ans Bühnenmikrofon und wird noch heute von verklärt blickenden Kassen- und Toilettenfrauen auf seine Sendungen bei Radio Lausitz angesprochen.

Die Bühnenauftritte nutzt er als Zucker für seinen inneren Affen, der im bürgerlichen Berufsleben oft zu kurz kommt. Altmann will auf jeden Fall in Dresden beiden Teilen seines Namens Ehre machen und zeigen, wie er als Methusalem im Starterfeld auf der Bühne seinen Mann steht. Sein Ziel für seine vierte sächsische Finalteilnahme motiviert ihn mehr denn je: "Ich will mehr Bier trinken als Marc mit C!"

*) Nestor war ein Held, zumindest in der griechischen Mythologie. Alt, erfahren und weise trat er als Streitschlichter auf, nachgesagt werden ihm Beredsamkeit, Redlichkeit und heitere Lebenskunst. Für Homer war er gar göttlich. Außerdem hat die Welt dem trinkfreudigen Nestor den sogenannten Nestorbecher zu verdanken. Das alles weiß der Görlitzer Anzeiger aus Wikipedia.

Prädikat: Unbedingt hingehen!
Sonnabend, 26. August 2017, 19 Uhr,
Garten hinter der Scheune, Alaunstraße 36-40, 01099 Dresden-Neustadt.
XIV. Grand Slam of Saxony

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