Kulturinsel Einsiedel startet Erstes Turisedisches Fernsehen

Turisede / Bielawa Dolna (Nieder Bielau), 25. Juni 2017. "Du bist verrückt mein Kind, du mußt nach Berlin,wo die Verrückten sind, da jehörste hin!" - diese dem Operettenkomponisten Franz von Suppé zugeschriebene Liedzeile stimmt nicht mehr, denn zweifelsfreie Welthauptstadt der Verrückten ist die Kulturinsel Einsiedel, im äußersten Osten Deutschlands, genauer gesagt die "Geheime Welt von Turisede". Diese Welt erstreckt sich bis ins polnische Erlebnisdorf Bielawa Dolna, einem Ortsteil von Pieńsk (Penzig / Pjeńsk). Dort, am Seh-Café im Turiuswinkel , wurde gestern zur Eröffnung der Sommersonnenwendfeierei mit viel Tam-tam eine überaus imposante Camera Obscura der zahlreich erschienenen interessierten Öffentlichkeit übergeben.

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Camera Obscura liefert Live-Videos ganz ohne Elektronik

Thema: Turisede

Turisede

Die frühere Kulturinsel Einsiedel ist inzwischen aufgegangen in der Geheimen Welt von Turisede, dem wenige Kilometer nördlich von Görlitz gelegenen Ferienresort für Abenteuer und Kultur für Kinder und Erwachsene. 

Dank des dreh- und kippbaren Spiegels über der Turmspitze können auf einem Tisch die Gegend und die Umgegend in erstaunlich farbbrillianten Bildern beäugt werden. Auch die Freiluft-Bar, an der die Eröffnungsgäste freien Sekt, Saft und Geflügelspieße verschlucken konnten, lag im Blickfeld. So war es für eine Familie, deren Mutti sich anstelle des Aufstiegs auf den Turm lieber etwas ausruhen wollte, recht interessant, diese beim Sektschlürfen zu entdecken. Aber auch die Schweine des Seh-Cafés und die Büffel-Wohngemeinschaft samst Auerochsen lassen sich aus der luftigen Höhe sehr gut beobachten. Es sei so etwas wie das "Erste Turisedische Fernsehen", meinte ein Besucher, und das auch noch völlig gebührenfrei! Möglicherweise gehen die feierfreudigen Turiseder nun auch noch als die Erfinder des Fernsehens in die Geschichte ein.

In ihrer Eröffnungsrede wies die geschäftsführende Kulturinsulanerin Doreen "Doro" Stopporka darauf hin, dass solche Kameratürme vor über tausend Jahren von turisedischen Frauen in gemütlicher Runde genutzt wurden, um in ihre Männer und andere Ochsen im Blick zu behalten. Als sie betonte, dass erst EU-Mittel und die gute Zusammenarbeit mit den anderen Projektpartnern den Turmbau zu Bielawa Dolna ermöglichten, brandete spontaner Beifall unter den großteils polnischen Eröffnungsgästen auf.

Thomas Beier vom von Oberspinner Jürgen "Jurusch" Bergmann geführten Spinnerkollektiv erklärte anschließend die Funktionsweise und historische Anwendungen der Camera Obscura. Er verwies darauf, dass die Turiseder, die neben der heutigen Kulturinsel auch die Gegend um Bielawa Dolna besiedelten, mehrere Türme mit den prähistorischen Beobachtungseinrichtungen betrieben: "Neben den Frauentürmen gab es selbstverständlich auch Männertürme, in denen die Herren der Schöpfung sich versammelten, um ihren Frauen und anderen Ziegen bei ihrem Treiben zuzuschauen." Auch die Geschichte des im Volksmund "Dicker Turm" genannten Frauenturm in Görlitz müsse nun umgeschrieben werden: "In seiner Urzeit, lange vor der fränkischen Besiedlung, trug er wohl eine Camera Obscura, an der sich auch hier die Frauen zur Klatsch- und Tratschstunde versammelten und sich über ihre Männer, die sie durch die Kamera beobachteten, amüsierten." Das Görlitzer Kulturhistorische Museum stehe nun vor völlig neuen Herausforderungen!

Beier dankte Dr.-Ing. Wolf-Dieter Prenzel vom Optik-Labor und Optik-Verlag Görlitz sowie den Görlitzer Augenoptikermeistern Thomas Wünsche und Volker Wünsche für ihre Unterstützung mit Rat und Tat bei der Entwicklung des optischen Systems der Kamera mit seiner Hochleistungslinse. Ivo Karrasch, als Konstrukteur durchaus als sachverständig zu bezeichnen und seines Zeichens Geschäftsführer der NICO GmbH in Berlin, würdigte die technische Realisierung als ideenreich und robust: "Die Bedienung der Camera Obscura erinnert an die Zeit, als Elektronik noch unbekannt war. Ich denke, dass sie zum Kult-Ort für die Steampunk-Szene werden könnte."

Noch ehe die Tür zur Camera Obscura für die Erstbesteiger aufgestoßen wurde, erfreuten sich diese eines Tagfeuerwerks, das Zündelbruder Lars installiert hatte. Oben in der Turmkammer angekommen aber nahmen das "Ah!" und Oh!" kein Ende, so erstaunt waren die Besucher über die beeindruckenden Bilder der Kamera und den durch sie ermöglichten Rundblick aus größer Höhe. Für alle, die sich nun für die Camera Obscura näher interessieren, sind im Turm Schautafeln aufgehängt.

Durch das Erlebnis dieses architektonisch-optischen Meisterwerks emotional aufgeladen glitten die Besucher dann über zu einer wunderschönen, entspannten Sonnenwendfeierei. Mittlerweile hat sich der Turiuswinkel, so der Name der Anlage in Bielawa Dolna, zum kleinen Bruder der Kulturinsel Einsiedel gemausert – und das bei freiem Eintritt. Neben dem Seh-Café (Tipp: Die Toiletten!) und dem Camera-Obscura-Turm gibt es hier viele Beschäftigungen für Kinder von Schaufelradbooten bis hin zu Tretautos. Auch die "Baumhausgalerie Waldkunst" zeigt sich um fantasiereiche Objekte erweitert, die einen glatt auf die Idee bringen, sich einzunisten. Die Fotogalerie des Görlitzer Anzeigers hat dazu 36 Bilder!

Livemusik, Disco, Grillerei, passend zur Büffel-WG hervorragendes Żubr-Piwo Bier (dt.: Auerochsen-Bier), Mixgetränke mit und ohne Bölkstoff, jeder Wunsch wurde erfüllt. Jürgen Bergmann freute sich, dabeisein zu können, hatte sich doch der Termin für eine Chinareise um ein paar Tage verschoben. Dort sind die kulturinsulanischen Holzgestalter in gewaltige Erlebnisferienparkprojekte verwickelt.

Höhepunkt des Abends war die Entzündung eines Feuerturms in Form eines Drachens, an dem Zündel-Lars seine Zündschnüre und farbig explodierenden Sprengsätze verlegt hatte. Das alles unter den Augen der fröhlichen Feuerwehrleute von Bielawa Dolna, die die Gelegenheit nutzten, Natur und Publikum reichlich mit Wasser zu bespritzen. Als der hell lodernde Turm einstürzte und zum Scheiterhaufen wurde, war die Nacht noch lange nicht zu Ende.

Das Reportage-Team des Görlitzer Anzeigers aber stieg in den Redaktions-Trabi, um sich auf polnischer Seite nach Zgorzelec durchzuschlagen. Doch in Pieńsk, unweit der Straße, auf einmal ein beleuchtetes Zeit mit durch die Sommernacht schwingenden Tanzbeinen. Doch das ist eine andere Geschichte...

Was immer wieder gesagt werden muss:
Deutsche und Polen im malerischen Neißeland wollen – so wie zur Sonnenwendfeierei – ganz eng zusammenrücken, aber an fahrzeugtauglichen Straßenbrücken besteht enormer Mangel.

Gegendarstellung:
Dass unter Bierfreunden nach dem Genuss des polnischen Bieres die Idee aufkeimte, Bielawa Dolna in Bierlala Dolna umzubenennen, wird bestritten. Nicht auszuschließen sind allerdings aus aktuellem Anlass eingetretene Ausspracheschwierigkeiten.

Tipp!
Wer die Geheime Welt von Turisede, so auch das KRÖNUM mit seiner Dinnerschau und das GEHEIME VERSTECKUM (ein Escape-Room), erkunden will, schafft das längst nicht mehr an einem Tag. Deshalb bietet die Kulturinsel Einsiedel Abenteuernächte in Unterkünften von luxuriösen 1. Deutschen Baumhaus-Hotel, über Baumbetten, Jurte, Waldsiedlum, auf einem Campingplatz , im Vögelbaumbett und noch und nöcher in allen Preislagen an.

Stichwort Steampunk:
Steam-Punk in Reinkultur baut Toni Reintelseder aus Leipzig, der Görlitzer Anzeiger berichtete im Filmbeitrag.

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  • Quelle: TEB | Fotos: © Görlitzer Anzeiger
  • Erstellt am 25.06.2017 - 11:26Uhr | Zuletzt geändert am 02.07.2017 - 10:04Uhr
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