Lily Yeh in Görlitz

Görlitz, 17. Oktober 2015. Von Thomas Beier und Fritz R. Stänker. Es ist die alte Weisheit, die so selten akzeptiert und angewendet wird: Wer vorwärts kommen will, wer unterstützende Kräfte aktivieren will, muss selbst beginnen, offen zu gestalten. So etwa läuft zurzeit die Entwicklung des früheren Schlachthofgeländes in Görlitz, wo junge Görlitzer an einer Zukunft bauen, die sich an den sozialen ökologischen Bedürfnissen der künftigen Bewohner und gewerblichen Nutzer orientiert. Hochinteressant ist das auch für die US-Amerikanerin Lily Yeh, die mit ihrem Projekt "The Village of Arts and Humanities" weit mehr als hundert urbane Areale mit Wandgestaltungen und Gärten aufgewertet hat. Am Wochenende kommt Lily Yeh nach Görlitz.
Abbildung oben: Macht weltweit neugierig auf Görlitz: Die Entwicklungsprozesse auf dem Gelände des früheren Schlachthofs.

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Kunst als Instrument der Quartiersentwicklung

Zu verdanken ist der Besuch der amerikanischen Künstlerin den Freien Künstlern Görlitz, die auf ihrem diesjährigen Künstlercamp "Bohemian Crossings" die Arbeit Lily Yehs vorgestellt und einen preisgekrönten Film darüber erstmals in Europa gezeigt haben.

Weil Lily Yeh ihren Görlitz-Besuch in ihrem Newsletter und auf der Barefoot Artists Webseite angekündigt hat, finden Görlitz und insbesondere das Projekt zur Entwicklung des alten Schlachthofs nun weltweit Beachtung in Kreisen, die sich für Kunst und urbane Entwicklung interessieren. Immerhin hat der Newsletter mehrere zehntausend Adressaten.

"Wenn ich Verfall, Armut und Kriminalität in Städten sehe, sehe ich auch ein gewaltiges Potential und die Bereitschaft zur Transformation und Wiedergeburt. Wir schaffen eine Kunstform, die aus dem Herzen kommt, und den Schmerz und die Trauer im Leben von Menschen wiedergibt. Sie drückt aber auch Freude, Schönheit und Liebe aus. Dieser Prozess legt den Grundstein für den Bau einer wirklichen Gemeinschaft, in der Menschen wieder mit ihren Familien verbunden werden, sich mit sinnvoller Arbeit selbst versorgen können, aus der Fürsorge füreinander gefördert werden und gemeinsam ihre Kinder erziehen. Dann werden wir Zeugen wahren sozialen Fortschritts“, beschreibt Lily Yeh ihre Arbeit.

Über Lily Yeh

Die 1941 in Kueizhou / 夔州 im späteren Rotchina / 中華人民共和國 / 中华人民共和国geborene Lily Yeh ging 1963 von Taipeh / 臺北市 / 台北市 auf Taiwan / 臺灣/台湾 (Republik China / 中華民國) aus zum Studium in die USA, wo sie von 1968 bis 1998 als Professorin für Malerei und Geschichte arbeitete. Seit 1986 beschäftigt sie sich mit der Gestaltung innerstädtischer Areale, wobei die Anwohner aus der Nachbarschaft einbezogen werden. Zu dieser Arbeit gehört auch die Gestaltung leerstehender Wohnungen, um sie für neue Nutzer interessant zu machen.

Lily Yeh veranstaltete mit ihrem Village of Arts and Humanities Kunst-Workshops und Bildungsprogramme, auch ein Jugendtheater entstand. Im Jahr 20054 verließ Lily Yeh das Village of Arts and Humanities, um sich stärker internationalen Projekten zu widmen.

Damit einher ging schon 2003 die Gründung der Barefoot Artists Inc als Non Profit Organisation. In zehn Ländern, so in Afrika, Südamerika und Asien, hat Barefoot Artists in verarmten Gemeinden Transformationsprozesse angestoßen und die Einwohner durch Bildung gestärkt.

Hervorzuheben ist ihr Engagement in Ruanda, wo sie mit Kindern arbeitete, um in dem vom Bürgerkrieg gezeichneten Land mit Art Communities ein friedliches Zusammenleben zu fördern.

Lily Yeh wurde in das digitale Archiv des Asiatisch-amerikanischen Kunstzentrums in Chinatown/New York aufgenommen. Im November 2015 soll ihr der National Leadership Award der US-amerikanischen National Guild for Community Arts Education überreicht werden.

Das Projekt "The Village of Arts and Humanities" wurde 2001 mit dem zweijährlich vergebenen Rudy Bruner Award for Urban Excellence ausgezeichnet. Der Preis ist eine Anerkennung für Orte, die mit Phantasie und visionärer Vorstellungskraft entwickelt werden, so dass sie urbane Probleme kreativen Lösungen zuführen. Anliegen ist es, die Rolle der Architektur bei der Lösung wirtschaftlicher und sozialer Fragestellungen im städtischen Umfeld zu fördern.

Mehr:
The New York Times, 04.12.2014:
An Intercessor, Straddling Two Families / "The Barefoot Artist", About Lily Yeh








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  • Quelle: Thomas Beier, Fritz R. Stänker | Fotos: © Görlitzer Anzeiger, iku UG (haftungsbeschränkt)
  • Erstellt am 17.10.2015 - 10:28Uhr | Zuletzt geändert am 17.10.2015 - 19:41Uhr
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